Im ersten Heft des Schwerpunkts stellten die Kollegen E. und N. Knop die Anatomie, Embryologie und Histologie der Meibom-Drüsen und deren enge Verwandtschaft mit den Haarbalgdrüsen und den Follikeln der Haare dar, zeigten einerseits Parallelen zu sonstigen Talgdrüsen des Körpers auf und verwiesen andererseits auf eine ihnen eigene Innervation. In einer weiteren Arbeit wurden Physiologie, Eigenschaften, Verteilung und Funktion des Hauptprodukts der Meibom-Drüsen, nämlich des Meibom-Öls, erläutert. Dies sind wertvolle, grundlegende Informationen, die auch den täglichen klinischen Umgang mit den Lidrandgeweben erleichtern und manche Phänomene besser erklärbar machen.

Im nun vorliegenden zweiten Heft zum Schwerpunktthema plädieren wir dafür, die Dysfunktionen der Meibom-Drüsen als eigenständiges, primär nichtentzündliches Krankheitsbild und Hauptursache von Benetzungsstörungen und trockenem Auge zu betrachten und von der vorderen Blepharitis aufgrund unterschiedlicher Pathophysiologie und Therapieansätze konsequent abzugrenzen.

Im Teil „funktionelle Interaktionen in der Pathogenese der Dysfunktion der Meibom-Drüsen“ werden schließlich potenzielle langfristige Folgen eines initialen Krankheitsgeschehens im Sinne eines Residualzustands mit eigenen pathophysiologischen Besonderheiten und prognostischen Bedeutungen bearbeitet.

Das Wissen um die Meibom-Drüsen ist dabei nicht nur von akademischer Bedeutung, sondern hat ganz praktische und ausgesprochen wesentliche klinische Relevanz, denn eine wirklich erfolgreiche Therapie der sehr häufigen Meibom-Drüsendysfunktionen setzt voraus, dass diese bereits frühzeitig erkannt und konsequent behandelt werden, um eine irreversible Zerstörung des Drüsengewebes mit entsprechender Therapieresistenz zu verhindern.

Seit einigen Jahren stellt sich zunehmend heraus, dass Sexualhormone eine wesentliche Rolle bei Entstehung und Verlauf des trockenen Auges in seinen verschiedenen Formen spielen, woraus sich auch potenziell vielversprechende Therapieansätze ergeben. Ziel eines separaten Übersichtsartikels ist es, den heute bekannten wissenschaftlichen Hintergrund über die Relation der Androgene, Östrogene und Gestagen zur Meibom-Drüse einerseits und zur Tränendrüse andererseits zu umreißen.

Weitere wissenschaftliche Bearbeitung, aber auch schon die Anwendung heutigen Wissens können dazu führen, dass der Satz „Unter den ophthalmologischen Erkrankungen zählt das trockene Auge in seinen verschiedenen Formen gleichzeitig zu den häufigsten und zu den am wenigsten kausal therapierbaren“, wie wir ihn im letzten Beitrag noch schrieben, nicht mehr auf unabsehbare Zeit Bestand haben muss.

F. Schirra

N. Knop

E. Knop