Zusammenfassung
Hintergrund
Zu einer umfassenden Versorgung sehbehinderter Patienten in der Low-Vision-Abteilung gehört neben der medizinischen Betreuung auch die optische Rehabilitation mit vergrößernden Sehhilfen sowie das Einleiten von Maßnahmen im Rahmen der beruflichen und sozialen Rehabilitation. Die Studie soll Daten zum Ausmaß des Rehabilitationserfolgs und somit zur Qualität der Arbeit in einer Sehbehindertenambulanz liefern.
Patienten und Methoden
Bei 105 aufgrund verschiedener Diagnosen sehbehinderten Patienten, die sich zur Kontrolle in der Abteilung vorstellten, wurde ein Fragebogen zur Qualitätskontrolle ausgefüllt. Die Umfrage lief zwischen Mai und Oktober 2004. Es wurde dabei nach bereits wahrgenommenen Rehabilitationsmaßnahmen, deren Wertung durch den Patienten, nach Art und Nutzungshäufigkeit von Hilfsmitteln sowie nach dem Zurechtkommen in bestimmten Lebenssituationen mit und ohne Sehhilfe gefragt.
Ergebnisse
Zu den am häufigsten genutzten Hilfsmitteln gehörten Lupen (61%), verstärkte Nahzusätze (34%), Lesegerät (20%) und Monokular (20%). 85 der 105 Patienten (81%) verwendeten ihre Sehhilfe regelmäßig mehrmals am Tag, nur 3 Patienten (3%) gaben einen seltenen Gebrauch an. Während 2% der Patienten ohne Sehhilfe Kleingedrucktes (Zeitungstext) gut lesen konnten, war dies bei 51% mit der verschriebenen Sehhilfe möglich. 46% der Patienten stuften die eingeleiteten Maßnahmen der beruflichen und sozialen Rehabilitation als sehr wichtig ein.
Schlussfolgerung
Unabhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung profitieren die Patienten in einer Sehbehindertenambulanz in hohem Maße von den eingeleiteten Rehabilitationsmaßnahmen, sodass sie in vielen Lebenssituationen wieder deutlich besser zurechtkommen und somit an Lebensqualität gewinnen. Da die Betreuung durch spezialisiertes Personal vorgenommen wird, ist eine sinnvolle und ökonomische Verordnung von Hilfsmitteln mit reger Nutzung durch den Patienten gewährleistet.
Abstract
Background
Not only medical care and prescription of magnifying devices, but also social and professional rehabilitation are part of a complete interdisciplinary low vision service. This study provides quantitative data about the success of rehabilitation and the quality of the Low Vision Department’s work.
Patients and methods
A sample of 105 visually disabled patients, who had already been provided with magnifying aids and other rehabilitation measures by the Low Vision Department, answered a questionnaire about quality control during a follow-up visit. The survey was carried out between May and October 2004. Patients were asked to rate the different rehabilitation measures and to comment on how frequently they used the different magnifying devices. Furthermore, they were asked to judge to what degree they coped with different life situations when using or not using the low vision aids.
Results
The most frequently used aids were magnifiers (61%), glasses for near vision (34%), closed circuit television (20%), and monocular telescopes (20%). Of the 105 patients, 85 (81%) reported on frequent use of the devices, with just 3 patients (3%) reporting that they hardly ever used the aids. Only 2% of the patients could read newspaper text without the use of magnifying aids, while 51% were able to do this using the aids; 46% of the patients reported that they had profited from the social and professional rehabilitation measures.
Conclusion
Independently from the causal ophthalmologic diagnosis, patients were found to have benefited greatly from the rehabilitation measures provided by the Low Vision Department, enabling them to take part in more activities and participate more fully in social life, thereby greatly improving their quality of life. Frequent use of the low vision aids by the patient was ensured when offered alongside continued professional support.
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Danksagungen
Besonderer Dank gilt Frau Annica Berger und den Orthoptistinnen Elke Genzel und Karin Seifert für die Durchführung der Befragung sowie deren Mithilfe bei der Auswertung der Fragebögen.
Interessenkonflikt
Es besteht kein Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentation des Themas ist unabhängig und die Darstellung der Inhalte produktneutral.
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Fröhlich, S.J., Lackerbauer, C.A. Qualitätskontrolle bei der Rehabilitation sehbehinderter Patienten. Ophthalmologe 103, 1038–1043 (2006). https://doi.org/10.1007/s00347-006-1427-3
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00347-006-1427-3