Zusammenfassung
Einführung
Für die Begutachtung von Gesichtsfeldausfällen in der Bundesrepublik Deutschland soll ein System entwickelt werden, das auf einer Flächenbewertung ähnlich dem Esterman-Gitter beruht.
Methodik
Iterativ wurden Wertungsflächen und -regeln verändert, bis die Funktionsminderung nach dem neuen System dem derzeit gültigen mit geometrischen Defektmustern möglichst nahe kam.
Ergebnisse
Das Gesichtsfeld wird in 100 Wertungsflächen eingeteilt, die in der Mitte und auch in der unteren Hälfte deutlich dichter liegen. Die von der Referenzisoptere eingeschlossenen Flächen werden gezählt und als Gesamtfunktion in Prozent gewertet. Monokular gesehene Flächen werden dabei zu 3/4 gewertet. Die Differenz der Gesamtfunktion zu 100% ist die Funktionsminderung. Für 9 von 20 Defektmustern ergibt sich keine Änderung in der Prozentzahl der Funktionsminderung. Bei weiteren 6 Mustern beträgt die Abweichung 1% bis 4%, Bei den restlichen 5 von 20 Mustern beträgt die Abweichung 6 bis 8% nach oben oder unten.
Schlussfolgerung
Das neue System ist einfacher in der Anwendung, konsistenter und berücksichtigt auch unregelmäßige Defektmuster. Ein Übergang auf das Punktesystem würde die Sicherheit und die Qualität der Begutachtung insbesondere bei schwierigen Fällen deutlich erhöhen.
Abstract
Introduction
The purpose of the study is the development of a scoring system for the assessment of functional impairment due to visual field defects, based on the Esterman grid, but adapted to the existing system in the Federal Republic of Germany.
Methods
The score areas and the evaluation rules were altered iteratively, until the functional score by the new system matched as much as possible the score obtained from the existing system of geometrical defect patterns.
Results
The visual field is divided into 100 score areas, which are smaller in the visual field center and in its lower region, respectively. The areas inside the reference isopter are counted and taken as total function in percent. Areas with monocular perception are rated with 3/4 points. Functional impairment is defined as the difference of total function to 100%. For 9 of 20 defect patterns, the functional scores are equal. Another six patterns differ by 1–4%. The remaining 5 of 20 patterns differ by 6–8% in either direction.
Conclusion
The new system is easier to apply, more consistent, and covers irregular defect patterns. The level of functional impairment is nearly identical with both systems. A transition to the scoring system would considerably increase the certitude and the quality of assessment especially in difficult cases.
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Danksagung
Wir danken der Kommission für Qualitätssicherung sinnesphysiologischer Untersuchungen und Geräte der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) für die Anregungen, Diskussionen und kritische Durchsicht der endgültigen Fassung.
Interessenkonflikt:
Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen.
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Weber, J., Schiefer, U. & Kolling, G. Vorschlag für die funktionelle Bewertung von Gesichtsfeldausfällen mit einem Punktesystem. Ophthalmologe 101, 1030–1034 (2004). https://doi.org/10.1007/s00347-004-1073-6
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00347-004-1073-6