Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir wollten Ihnen dieses Heft schon vor über einem Jahr präsentieren, die Widrigkeiten der Pandemie und des damaligen Lockdowns, die uns allen viel abverlangt haben, führten aber zu einer Verzögerung. Im Nachhinein stellte sich dies aber als Glücksfall heraus, da wir dadurch das Spektrum und die Fülle dieses nun vorliegenden Heftes steigern konnten.

Mit den Anomalien des Achsenskeletts wollen wir einen Bereich beleuchten, der selbst in der manuellen Medizin zu wenig Beachtung findet. Bereits an dieser Stelle möchten wir aber den Vorschlag von Adermann et al. aufgreifen. Im Beitrag über die lumbosakralen Übergangsvarianten, die zu den häufigsten Variationen der Wirbelsäule zählen, schlagen die Autoren vor, die negativ behafteten Formulierungen „Störung“ und „Anomalie“ im Patientengespräch zu unterlassen. Der Begriff „Variante“ sollte hier genutzt werden, konsequenterweise haben wir daher den Titel dieses Heftes mit „Anatomische Varianten im Fokus“ gewählt.

Die negativ behafteten Formulierungen „Störung“ und „Anomalie“ sind im Patientengespräch zu vermeiden

In zwei Übersichtsarbeiten beschreiben Sammer et al. die embryonale Entwicklung sowie die anatomischen Strukturen der Normvarianten des zervikookzipitalen, zervikothorakalen und thorakolumbalen Übergangs.

In einem ergänzenden klinischen dritten Teil stellen Mühlbacher et al. die kinderorthopädische Sicht anhand von vier spannenden aktuellen Fällen dar, die sehr gut aufzeigen, dass man auch bei sehr komplexen, vermeintlich abschreckenden Varianten der Norm als Manualmediziner hilfreich zur Seite stehen kann. An dieser Stelle sei den Patienten herzlichst für ihr Vertrauen und auch das Einverständnis, über sie zu schreiben, gedankt.

Ebenso ein klinischer Fall wird von der Gruppe um Kollegen Sacher beigesteuert, der ein seltenes Syndrom und den oft langen Weg bis zur schlussendlichen Diagnosefindung sehr gut beschreibt. Ein interdisziplinäres Arbeiten und Über-den-Tellerrand-Blicken wird empfohlen!

Mit „Die hypermobile symptomatische Gefügestörung in der Differenzialdiagnose chronischer Beschwerden der Halswirbelsäule“ lenkt Kollege Dehoust unseren Blick auf einen ebenso schmählich vernachlässigten Bereich der manuellen Medizin. Er führt uns in die Thematik gekonnt ein und bietet uns sowohl diagnostische als auch therapeutische Möglichkeiten.

In diesem Sinne wünschen wir viel Freude beim Studium dieses umfangreichen Heftes.

Andreas Sammer