FormalPara Originalpublikation

Redeker I, Siegmund B, Ghoreschi K, Pleyer U, Callhoff J, Hoffmann F, Marschall U, Haibel H, Sieper J, Zink A, Poddubnyy D (2020) The impact of extra-musculoskeletal manifestations on disease activity, functional status, and treatment patterns in patients with axial spondyloarthritis: results from a nationwide population-based study. Ther Adv Musculoskelet Dis 12:1759720X20972610; eCollection 2020. https://doi.org/10.1177/1759720X20972610

Zusammenfassung der Originalpublikation

Zielstellung.

Bei Patienten mit axialer Spondylarthritis (axSpA), einer chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankung, wurde die Verknüpfung zwischen extramuskuloskeletalen Manifestationen und der Krankheitsaktivität (Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index), dem Funktionsstatus (Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index) und der Behandlung analysiert.

Methodik.

Eine Zufallsstichprobe von Patienten mit axSpA, rekrutiert aus Daten der Krankenversicherung, wurde zu Krankheitssymptomen und der Anamnese folgender Erkrankungen befragt: entzündliche Darmerkrankung (IBD), Psoriasis (PSO) und Entzündung der vorderen Uvea (AU). Daten der Krankenversicherung lieferten Informationen zum Auftreten in den letzten 12 Monaten und zu Komorbiditäten (Elixhauser-Codierung; exkl. Rheuma, Kollagenerkrankungen, inkl. Osteoporose, Fibromyalgie) und Pharmaka. Mittels multivariater linearer Regression wurden nach Adjustierung die Verknüpfungen zwischen aktuell vorliegenden bzw. jemals vorhanden gewesenen extramuskuloskeletalen Manifestationen und der Krankheitsaktivität und dem Funktionsstatus der axSpA gesucht.

Ergebnisse.

Insgesamt antworteten 2118 Patienten (47 %) und von 1729 (mittleres Alter 56 Jahre, 46 % Frauen) waren die Datensätze vollständig. Eine IBD haben aktuell 6 % und hatten jemals 9 %. Für die PSO sind es 10 % bzw. 15 % und die AU 9 % bzw. 27 %. Liegt eine IBD vor und findet sich eine PSO in der Anamnese, ist die Krankheitsaktivität der axSpA signifikant höher. Liegt eine PSO oder AU vor, ist der Grad der Funktionsstörung höher bzw. die Krankheitsaktivität signifikant geringer. Bei aktuell vorliegender IBD und PSO werden häufiger Antirheumatika und Steroide eingesetzt. Bei AU werden nur Antirheumatika verstärkt eingesetzt. Auch leiden axSpA-Patienten mit IBD und PSO oder in der Anamnese häufiger an Depression und Fibromyalgie.

Schlussfolgerung.

Unter jeweiliger Berücksichtigung relevanter Parameter (Adjustierung) ist die Aktivität der axSpA gesteigert, wenn in der Anamnese eine IBD und PSO vorhanden sind. Eine PSO in der Anamnese steigert die Krankheitsaktivität und die Funktionseinschränkung; eine AU hat auf beides keinen starken Einfluss. Extramuskuloskeletale Manifestationen haben klare Auswirkungen auf den Einsatz von Pharmaka bei der axSpA.

Kommentar

Die Diagnosen basieren auf Krankenversicherungsdaten, die nicht vordergründig für wissenschaftliche Zwecke erhoben werden. Die Diagnose axSpA wurde aber validiert, was für die extramuskuloskeletalen Manifestationen nicht zutrifft. Anhand der spezifischen Behandlungen wird aber von der Gültigkeit des Untersuchungsansatzes für die Gruppe ausgegangen.