FormalPara Leserbrief zu

Rachold W (2020) Rationale manuelle Therapie in der Akutsprechstunde am Beispiel des akuten unspezifischen unteren Rückenschmerzes. Ein Diagnostik- und Therapiekonzept (2 + 2-Schema). Manuelle Medizin 58:298–303

Rachold beschreibt in seinem Beitrag grundlegende Verfahren einer manuellen Beeinflussung von Schmerzsyndromen des Bewegungssystems. Beispielhaft wählt er dazu den akuten unspezifischen unteren Rückenschmerz (entsprechend der Nationalen VersorgungsLeitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“). Dieser macht einen beträchtlichen Teil der akuten Schmerzzustände aus, die Menschen zum Arzt führen.

Der Autor verweist auf einfache Techniken, die auf Gelenke und deren Funktionsstörungen einwirken können. Als Mittel dazu nennt er Mobilisations- und Manipulationstechniken und als Alternative vergleichbar effektive Positionierungstechniken.

Des Weiteren verweist er auf störungstypische Spannungszustände der zum Gelenk gehörenden Muskulatur, sog. Triggerpunkte. Deren Behandlung mit Mitteln der postisometrischen Relaxation erzeugt die gewünschte muskuläre Spannungsminderung in sicherer Weise.

Um dem begrenzten Zeitbudget einer hausärztlichen Praxis gerecht zu werden, empfiehlt der Autor als akutmedizinisches Vorgehen bei Kreuzschmerz die Behandlung von zwei am Geschehen beteiligten Gelenken und von zwei beteiligten Muskeln. Folgerichtig beschreibt er sein Vorgehen als 2 + 2-Schema. Wenn notwendig, wiederholt er seine Behandlung. Bei ausbleibender Effizienz ist die Arbeitsdiagnose zu überprüfen.

In der Nationalen VersorgungsLeitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“ erhalten manualmedizinische Behandlungstechniken keine Empfehlung, lediglich die Bewertung „kann eingesetzt werden“, was der Effektivität und Nebenwirkungsarmut dieser Techniken in der Hand des Erfahrenen nicht gerecht wird.

Es bleibt zu wünschen, dass Racholds Vorschlag von manualmedizinisch erfahrenen hausärztlichen Kollegen aufgegriffen und seine Effektivität im praktischen Vorgehen überprüft wird.