FormalPara Erwiderung

Zum Leserbrief von Schorr M (2016) Ursache und Folge vertauscht? Manuelle Med 54. doi:10.1007/s00337-016-0182-z

Originalbeitrag: Mizher A, Rüegg A (2016) Erhebliche Wirbelsäulenschäden schon durch kleine Beinlängendifferenzen. Manuelle Med 54:150–155

Sehr geehrter Herr Dr. Schorr,

ein Umdenken ist nicht notwendig, um 60 % der erworbenen Rückenbeschwerden zu beseitigen.

  1. 1.

    Bei dieser Publikation handelte es sich um Patienten mit lumbovertebralem Syndrom, die eine Lösung für ihre Problematik suchten.

  2. 2.

    Die dreidimensionale Funktionsuntersuchung der Wirbelsäule (WS) findet immer vor Beginn der Therapie statt, um Funktionsstörungen im Voraus festzustellen, daran schließen sich die Röntgenbilder an, um die finale Diagnose zu dokumentieren.

  3. 3.

    Das empfohlene Behandlungskonzept (Fersenkissen plus physikalische 3‑D-Funktionsverbesserung der WS) wird nur bei strukturellen Beinlängendifferenzen und funktionellen Skoliosen durchgeführt. Darum empfehlen wir eine Messung der Beinlängendifferenz nach der Wachstumsphase (s. Fazit für die Praxis!).

  4. 4.

    Bemerkung: Die Skoliosen haben unterschiedliche Ursachen und der Patient muss individuell betrachtet werden!

  5. 5.

    Dies ist keine neue Physiologie, sondern wir sehen die Hauptursache unter verschiedenen Aspekten und legen viel Wert auf die WS-Problematik und ihre Entwicklung.

Auch unsere klinische Erfahrung zeigt, dass eine Beinlängendifferenz von 5 mm zu Meniskus- und Hüftgelenkproblemen führen kann: Das Becken wird gedreht und in eine Fehlstellung gezwungen. Jeder weiß, dass die Füße auf dem Boden in einer Endposition sind. Der Kopf bleibt frei (außer beim Kopfstand) und passt sich an die Gravitation an. Hier übt die Erdanziehungskraft von der Kopf- und Oberkörpermasse Kraft in Richtung Boden aus, dies verursacht Axialdruck und zwingt die WS zu unkontrollierten Translationen mit Rotationskomponenten. Dadurch entstehen Scherkräfte und Schäden in allen Bereichen, die an der Haltung und Bewegung der WS beteiligt sind. Die WS kann nicht mehr im Lot bleiben und es kommt dort zu erheblichen Schäden, wie Bandscheibenvorfällen, Skoliosen, Spondylolisthesen und Facettensyndrom, als Folge der Beinlängendifferenzen.

Darum stellen wir fest, dass Beinlängendifferenzen erhebliche Schäden an der WS verursachen. Die Bandscheiben werden ungleichmäßig belastet, die Facettengelenke einseitig abgenützt und die Nerven ständig irritiert. Dadurch persistieren die lokalen und radikulären Schmerzen, bis die Ursache (Beinlängendifferenz und neuromuskuläre Defizite des M.-erector-spinae-Systems) behoben wird.

Unser Konzept vermittelt die gesammelte Erfahrung langjähriger Forschung in der Diagnose und Behandlung von Rückenleiden und nicht die Lösung für alles. Es bleibt Ihnen überlassen, welche Philosophie Sie in Ihrer Praxis verwenden wollen. Am Ende zählen die Ergebnisse.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und verbleibe mit besten Grüßen

Adnan Mizher