Liebe Leserin!

Lieber Leser!

Wiederum können wir Ihnen die Ergebnisse des unter der Leitung von Prof. Tilscher alljährlich in Pörtschach stattfindenden Kongresses „Konservative Orthopädie – Manuelle Medizin“ präsentieren. Diesmal stand der Kongress der Österreichischen Gesellschaft unter dem Thema: Das Zervikalsyndrom mit seinen „Facetten“.

Die Beiträge dienen im Wesentlichen der Aktualisierung des Themas, das nach Tilscher weiterhin intensiv behandelt werden muss und das insbesondere den Ärzten im niedergelassenen Bereich Strategien der Diagnose, der Therapie und v. a. auch der Prävention anbietet. „Konservativ-orthopädische und manualmedizinische Fähigkeiten sind dazu unerlässlich.“

Ebenbichler beschreibt die bei Nackenschmerzen einsetzbaren Methoden der physikalischen Therapie, kommt aber nicht umhin, auf die schlechte Evidenzlage hinzuweisen; lediglich Traktion und Lasertherapie können für ihn als gesichert wirksam gelten. Hartl gibt einen breiten allgemeineren Überblick zu den verschiedenen Wirkaspekten der physikalischen Therapie. Interessant erscheint, dass er den Schmerz als Folge von Strukturveränderungen, rückwirkend auf die Funktion betrachtet: „Eine erhöhte Muskelgrundspannung oder ein abweichendes Bewegungs- und Haltungsmuster führt zu einer Strukturbelastung, z. B. an den Wirbelbogengelenken, Bandscheiben, Bändern etc. Durch diese überproportionale Strukturbelastung kommt es vorerst zur funktionellen, reversiblen Strukturveränderung. … Diese veränderten Strukturen werden nun ihrerseits zum Auslöser für eine Veränderung der Muskelgrundspannung und ziehen geänderte Bewegungs- und Haltungsmuster nach sich. Durch die veränderte Muskelgrundspannung und veränderten Bewegungs- und Haltungsmuster und die daraus folgende Strukturbelastung entsteht ein Schmerzreiz, der seinerseits wiederum auf Muskelgrundspannung und Bewegungshaltungsmuster verstärkend wirkt.“

Schweitzer analysiert psychosomatischen Aspekte beim Zervikalsyndrom. Er schlussfolgert: „Das Vernachlässigen dieser Aspekte ist eine häufige Ursache für das Scheitern von Behandlungen. Medizinische und psychologische Verfahren sind, gemeinsam und in einem kooperativen Grundverständnis eingesetzt, wesentlich effektiver als jedes Verfahren für sich.“

Die verschiedenen zu beachtenden Seiten bei der Erstellung von Gutachten zu Beschleunigungstraumen an der Halswirbelsäule beleuchtet Heuberer. Der Gutachter stößt hier nach wie vor an die Grenzen ungenügend aufgeklärter Neurophysiologie der Kopfgelenke sowie ungenügender Forschung zu den Nackenrezeptorenfeldern und auch zur HWS.

Der HWS in der Rheumatologie widmet Egger seinen Beitrag. Er stellt fest, dass „eine Mitbeteiligung der HWS in Rahmen von rheumatischen Erkrankungen meist spät erkannt wird. Wenn es zu einer rheumatischen Affektion der HWS kommt, zeigt sich diese nur nach längerer Krankheitsdauer.“

Therapieoptionen in der stationären Rehabilitation werden von Schmidt und Liefring beschrieben. Beide betonen die Bedeutung eines multimodalen therapeutischen Vorgehens. Liefring schreibt: „Gerade der Manualmediziner benötigt für seine Patientenbetreuung eine ganzheitliche Sichtweise. Dies betrifft die Diagnostik, Behandlung und Zielorientierung der Patienten. … Daher sind für einen umfassenden manualmedizinischen und rehabilitativen Ansatz die Diagnostik und komplexe Betrachtungsweise aller orthopädischen Leitsymptome – Schmerzen, Funktionsstörungen und Aktivitäten/Teilhabe – essenziell.“

Verwiesen sei auch auf einen weiteren Beitrag von Steinmetz „Kraniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) im Kontext Instrumentalspiel-assoziierter muskuloskeletaler Schmerzsyndrome“, der übersichtsartig das Zusammenspiel von CMD und Körperstatik im Kontext der Musikermedizin schildert.“ Dieser Artikel ergänzt die Ergebnisse der Autorin, die in Heft 1/15 unserer Zeitschrift publiziert wurden.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Mai, vielleicht lesen Sie den einen oder anderen Artikel ja in der Sonne sitzend.

Ihr

L. Beyer