Zusammenfassung
Beschwerdesymptomatik
Mit dem Begriff „Zervikalsyndrom“ wird i. A. eine Beschwerdesyndromatik bezeichnet, von der angenommen wird, dass sie durch Störungen der Halswirbelsäule verursacht wird. Primär handelt es sich um Nackenschmerzen, die sowohl nach kranial in den Kopf ausstrahlen können (oberes Zervikalsyndrom) oder/und um Beschwerden, die auch den Schulter-Arm-Bereich sowie die oberen Thoraxpartien (unteres Zervikalsyndrom) befallen können. Neben dem Hauptsymptom Schmerz werden auch Bewegungsstörungen, Schwindel, Schwäche und Gefühlsstörungen beobachtet, diskutiert werden ferner Schluck- und Gehörprobleme.
Unspezifisches Zervikalsyndrom
Von besonderem Interesse sind Schmerzbilder, die als unspezifische Zervikalsyndrome bezeichnet werden. Sie lassen, durch eine multifaktorielle Genese verursacht, eine plurisymptomatische Erkrankung entstehen, die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen schwer zugänglich ist. Aufgrund jahrzehntelanger Erfahrungen zeigt sich das Schmerzbild „Zervikalsyndrom“ differenzierter, nämlich durch die wachsende Anzahl betroffener Frauen mit gleichzeitigem Auftreten seelischer Erkrankungen und einer Erniedrigung der Schmerzschwelle bei zunehmendem Alter und Anamnesezeitraum.
Therapie
Eine Schmerztherapie ist bei einer effizienten Betreuung dieser Patienten häufig durch Rezidivneigung und Therapieresistenz gekennzeichnet und erfordert außer der Behandlung die konsequente Durchführung rehabilitativer bzw. sekundär- und tertiärpräventiver Maßnahmen.
Abstract
Symptomatics
The term cervical syndrome describes a syndromic complaint which is assumed to be caused by disorders of the cervical spine. It primarily involves neck pain which can radiate cranially into the head (upper cervical syndrome) as well as complaints which can involve the shoulder-arm region and the upper thorax (lower cervical syndrome). In addition to the main symptom of pain, other complaints, such as movement disorders, dizziness, weakness and emotional disorders have been observed as well as possible swallowing and hearing problems.
Unspecific cervical syndrome
Of special interest here are pain symptoms, which are designated as unspecific cervical syndrome. This results in a multisymptomatic disorder caused by a multifactorial genesis, which can be only be accessed with difficulty by diagnostic and therapeutic measures. Due to experience accumulated over decades, the pain symptomatic of cervical syndrome is more differentiated, namely due to the increased number of women affected with the simultaneous occurrence of psychological disorders and a lowering of the pain threshold with increasing age and time period of the patient history.
Therapy
With an efficient treatment of these patients, pain therapy is often characterized by a tendency to recurrence and therapy resistance and necessitates the consistent application of rehabilitative or secondary and tertiary preventive measures in addition to the treatment.
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Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. H. Tilscher gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag, gehalten auf dem Kongress „Das Zervikalsyndrom mit seinen ‚Facetten’. Die Halswirbelsäule: was sie kann, was sie stört und was ihr hilft!“ in Pörtschach am Wörthersee im Juli 2014.
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Tilscher, H. Das Zervikalsyndrom: konservativ-orthopädische Aspekte. Manuelle Medizin 53, 107–110 (2015). https://doi.org/10.1007/s00337-015-1211-z
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