Elektromyographische Reaktion der Rücken- und Extremitätenmuskulatur bei manueller Therapie im Wirbelsäulenbereich

Zusammenfassung

Studiendesign

Zehn gesunde, junge, männliche Probanden unterzogen sich 11 in der klinischen Anwendung gängigen manipulativen Behandlungen im Bereich der Wirbelsäule. Dabei wurden das Auftreten und die Stärke reflektorischer muskulärer Antwort während der Behandlung untersucht.

Zielgrößen

Es sollten Ausprägung und Stärke reflektorischer muskulärer Antworten bei manipulativer Therapie im Wirbelsäulenbereich gemessen werden.

Hintergrund

Therapeutische manipulative Maßnahmen im Wirbelsäulenbereich führen zu einer reflektorischen Schmerzabnahme und einer Reduktion der pathologischen Tonuserhöhung der Muskulatur im Bereich der behandelten Körperareale. Bislang liegen keine Untersuchungen über eine weitergehende Induktion reflektorischer Wirkungen dieser Therapieformen vor.

Methodik

Gesunde Probanden unterzogen sich manueller Therapiemaßnahmen im Bereich der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule. Die reflektorische Aktivität wurde durch eine paarweise Ableitung mit bipolaren Oberflächenelektroden an 16 Messpunkten im Bereich des Rückens und der proximalen Extremitätenmuskulatur erfasst. Dabei wurden das prozentuale Auftreten einer reflektorischen Antwort sowie deren Stärke gemessen.

Ergebnisse

Während jeder Behandlung traten reflektorische Antworten in einem zugehörigen Bereich auf. Diese reflektorische Aktivität erfolgte 50–200 ms nach Beginn der Manipulation und dauerte 100–400 ms. Die Reflexantworten wurden dabei von verschiedenen Rezeptortypen generiert und asynchron ausgelöst.

Schlussfolgerung

In der vorliegenden Studie konnte erstmalig gezeigt werden, dass eine manipulative Behandlung im Bereich der Wirbelsäule eine ortsferne reflektorische Antwort auslöst. Da dies einer systemischen Reflexauslösung entspricht, könnten hierdurch die therapeutischen Effekte der manuellen Therapie, wie z. B. Schmerzreduktion und Abbau eines pathologisch erhöhten Muskeltonus erklärt werden.

Abstract

Study Design

Ten young, asymptomatic male subjects underwent 11 clinically relevant spinal manipulative treatments along the length of the spine to test the magnitude and extent of reflex responses associated with the treatments.

Objectives

To determine the magnitude and extent of reflex responses elicited by spinal manipulative treatments.

Summary of Background Data

Spinal manipulative treatments have been associated with a reflexogenic relief of pain and a loss of hypertonicity in muscles within the treatment area. However, there is no study in which results show the probability of occurrence or the extent of reflex responses during spinal manipulative treatments.

Methods

Asymptomatic subjects received spinal manipulative treatments on the cervical, thoracic, and lumbar levels and on the sacroiliac joint. Reflex activities were measured using 16 pairs of bipolar surface electrodes placed on the back and proximal limb musculature. The percentage of occurrence and the extent of reflex responses in the back and proximal limb musculature were determined.

Results

Each treatment produced consistent reflex responses in a target-specific area. The reflex responses occurred within 50–200 ms after the onset of the treatment thrust and lasted for approximately 100–400 ms. The responses were probably of multireceptor origin and were elicited asynchronously.

Conclusions

This is the first study in which results show a consistent reflex response associated with spinal manipulative treatments. Because reflex pathways are evoked systematically during spinal manipulative treatment, there is a distinct possibility that these responses may cause soma of the clinically observed beneficial effects, such as a reduction in pain and a decrease in hypertonicity of muscles.