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Im Alter von nur 65 Jahren verstarb am 11. Dezember 2022 völlig unerwartet Frau Dr. med. Susanne Enders. Sie war viele Jahre lang Oberärztin am Institut für Pathologie der Märkische Kliniken GmbH in Lüdenscheid und zuletzt als angestellte Fachärztin im MVZ für Pathologie des Universitätsklinikums Köln am Standort Lüdenscheid tätig.

Susanne Enders wurde am 30.07.1957 in Osnabrück als einziges Kind von Horst Welling und seiner Ehefrau Christa Welling geboren. Nach dem 1976 in Osnabrück abgelegten Abitur begann sie zunächst ein Mathematikstudium an der Universität Osnabrück und nahm 1977 das Studium der Humanmedizin an der Georg-August-Universität in Göttingen auf. Im Anschluss an die ärztliche Vorprüfung dort wechselte sie bis zum 1. Staatsexamen 1980 an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster und anschließend an die Ludwig-Maximilians-Universität in München, wo sie das Studium abschloss und am 09.12.1983 die ärztliche Approbation erhielt.

Mit der Dissertation über das im Verlauf des Praktischen Jahres von ihrem OA Prof. Dr. Dr. E. Weissenbacher an der Frauenklinik im Klinikum Großhadern der Universität München (Direktor: Prof. Dr. med. H. Hepp) vorgeschlagene Thema: „Zum Gardnerella-vaginalis-Befall bei ambulanten gynäkologischen Patientinnen“ wurde Susanne Enders am 23.04.1987 promoviert.

Ihre erste Anstellung als Assistenzärztin erfolgte im Februar 1984 am Institut für Pathologie des Städtischen Krankenhauses in München Schwabing (Leitung: Prof. Dr. med. K.-H. Wurster). Im April 1985 kam Susanne Enders an das Institut für Pathologie des Städtischen Krankenhauses in München Bogenhausen (Chefarzt: Dr. med. Ernst Keiditsch), wo sie sich nach ihren Berichten wegen der herzlichen, teils fast familiären Atmosphäre besonders wohl fühlte und den größten Teil ihrer Ausbildung zur Fachärztin für Pathologie erhielt. Nach der Facharztanerkennung am 14.11.1990 arbeitete sie dort als Funktionsoberärztin bis zum März 1993.

Am 20.05.1986 heiratete Susanne Enders in München den Facharzt für Dermatologie Dr. med. Friedemann Enders, den sie schon seit ihren Jugendtagen in Osnabrück kannte. Als dieser Anfang 1993 seine Hautarztpraxis in Werdohl eröffnete, konnte sie bereits im April dieses Jahres ihre neue Stelle als Oberärztin und Stellvertreterin des Chefarztes Prof. Dr. med. Stiens am Institut für Pathologie des Klinikums Gummersbach antreten und blieb dort bis Februar 2001 angestellt.

In den Jahren 1995 und 1997 kamen die lang ersehnten Kinder Henrike und Valentin zur Welt. Nach Abschluss der Elternzeit nahm Susanne Enders im Februar 2002 ihre Arbeit im Institut für Pathologie der Märkische Kliniken GmbH in Lüdenscheid auf, das zu dieser Zeit noch von meinem Vorgänger, Prof. Dr. med. Eckhart Boehm, geleitet wurde.

Leider erzwang eine seit 1990 sporadisch auftretende Menière-Erkrankung zum Jahresende 2004 wegen massiver Progredienz für 6 Jahre die vollständige Aufgabe ihrer beruflichen Tätigkeit. Mehrere Krankenhausaufenthalte in verschiedenen Universitätskliniken konnten die resultierende starke Schwerhörigkeit nicht verhindern. Mit bewundernswerter Energie, Selbstdisziplin und großer Leidenschaft für unser Fach kämpfte sich Susanne Enders ab Januar 2011 schrittweise in ihr Berufsleben zurück. Zunächst als Honorarärztin, dann als Fachärztin zur Aushilfe im Rahmenvertrag und seit 2015 als Funktionsoberärztin.

Die ärztliche Arbeit in unserem Institut zur bestmöglichen diagnostischen Versorgung der uns anvertrauten Patienten war für sie eine Herzensangelegenheit. Mit hoher sozialer Kompetenz, viel Fingerspitzengefühl und dank ihres ausgleichenden Wesens gelang es ihr immer wieder, schwierige Situationen im Institut zu meistern und Konflikte zu glätten.

Da Susanne Enders wie wir alle einer nachhaltigen Sicherung des Pathologiestandortes in Lüdenscheid eine große Bedeutung beimaß, entschloss sie sich am 21.05.2013, die Zulassung zur vertragsärztlichen Versorgung in Lüdenscheid zu beantragen. Nach langwierigen Auseinandersetzungen und Verhandlungen mit der ärztlichen Selbstverwaltung und den Krankenkassen wurde ihr auf der Grundlage eines Vergleichsbeschlusses des Landessozialgerichts NRW in Essen leider erst am 22.03.2018 die Zulassung erteilt, sodass sie schließlich ihre vertragsärztliche Tätigkeit am 13.07.2018 mit hälftigem Versorgungsauftrag in Praxisgemeinschaft mit mir am Krankenhaus Lüdenscheid aufnehmen konnte.

Nach der Eingliederung des Instituts für Pathologie der Märkische Kliniken GmbH in das Institut für Pathologie der Universität Köln (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Reinhard Büttner) zum 01.04.2020 hat Susanne Enders bis zum 31.12.2021 am Institutsstandort Lüdenscheid in oberärztlicher Funktion weitergearbeitet und nicht zuletzt auch bei der Durchführung und wissenschaftlichen Aufarbeitung von Obduktionen der an COVID-Infektionen Verstorbenen großes Engagement und Einsatzbereitschaft gezeigt.

Bis zu ihrem plötzlichen Tod, dem ein Wiederauftreten der Menière-Anfälle vorangegangen war, ist Susanne Enders am MVZ Lüdenscheid des Universitätsklinikums Köln (Leiter: Dr. med. Alexander Adam) beruflich tätig gewesen.

Persönliches

Susanne Enders liebte das Detektivspielen, Sherlock Holmes zu sein, aus kleinen Puzzleteilen etwas zusammenzusetzen und mit Gleichgesinnten zu rätseln, um dann das Große und Ganze zu erkennen. Für sie war das Erkunden und Erforschen, Neues zu entdecken, Besonderes oder auch Alltägliches zu beobachten nicht nur beruflich ans Herz gewachsen, auch privat lebte sie so. Auf ihren so geliebten zahlreichen Urlaubsreisen – ein großes Hobby von ihr – konnte sie ihren Wissensdurst stillen. Im Verlauf von 48 Jahren ist sie mit ihrem Ehemann mit dem Wohnmobil quer durch Europa, aber auch seit 10 Jahren auf Fernreisen nach Afrika, Asien und Südamerika unterwegs gewesen.

Eine weitere Leidenschaft war seit ihrem vierten Lebensjahr das Skifahren. Dank ihrer Perfektion in diesem Sport (sie war auch Skilehrerin) konnte sie dieses Vergnügen trotz der Menière-Erkrankung genießen.

Das höchste Glück aber war für sie die Familie und hier natürlich ganz besonders die Kinder Henrike (Mathematik- und Physiklehrerin in Dortmund) und Valentin (Medizinstudent im PJ in Greifswald).

Mit Susanne Enders haben wir eine Kollegin verloren, die uns immer hilfs- und einsatzbereit, ausgeglichen und mit freundlichem Wesen unterstützt und zur Seite gestanden hat. Sie war beliebt und bei Vorgesetzten und Kollegen sowie Kolleginnen gleichermaßen geschätzt und anerkannt.

Wir alle werden sie immer in dankbarer Erinnerung behalten.

J. Friemann