Nach dem Abitur am Humanistischen Theresien-Gymnasium München (1956) studierte Ernst Keiditsch (Abb. 1) von 1957 bis 1963 Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München, promovierte 1965 zum Dr. med. und war von 1963 bis 1965 als Medizinalassistent an der Chirurgischen und Gynäkologischen Universitätsklinik der LMU sowie der Medizinischen Klinik des Städtischen Krankenhauses München/Schwabing tätig.

Abb. 1
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Dr. med. Ernst Keiditsch (© privat)

Ab 01.04.1965 arbeitete er als Assistent am Pathologischen Institut des Städtischen Krankenhauses München/Schwabing (Prof. Langer), erhielt am 14.04.1971 die Anerkennung als Facharzt für Pathologie und wurde am 01.12.1971 zum 1. Oberarzt ernannt.

Von 1983 bis 2001 leitete er als Chefarzt das Institut für Pathologie am Klinikum München/Bogenhausen.

Ich lernte Ernst Keiditsch Anfang der 1970er-Jahre auf der Suche nach einem Pathologen für die von mir geleitete und von der DFG geförderte Forschergruppe „Laser in der Chirurgie“ als Oberarzt der Urologischen Klinik der LMU kennen, eine Verbindung, die zu einer Dauerfreundschaft wurde.

Es ging zunächst darum zu klären, wie die verschiedenen Laser auf Zellkulturen, tierisches und menschliches Gewebe wirken. Durch Experimente mit damals zur Verfügung stehenden Laserprototypen, also: CO2-, Argon- und Neodym-YAG(Yttrium-Aluminium-Granat)-Laser, konnten u. a. aufgrund der pathologisch-histologischen Untersuchungsergebnisse von Ernst Keiditsch die entscheidenden physikalischen Parameter für die endoskopische und offene Laseranwendung an menschlichem Gewebe errechnet werden.

Dies führte dazu, dass wir bereits ab 1976 den Laser endoskopisch und offen in der urologischen Klinikroutine einsetzen konnten – ein entscheidender Schritt für das minimal-invasive Operieren.

Auch die Wirksamkeitsunterschiede von Hochfrequenzströmen und Lasern auf das Harnblasengewebe konnten mit dieser Grundlagenforschung geklärt werden.

Ernst Keiditsch begleitete über Jahre auch weitere Forschungsvorhaben, wie die immunologische Beeinflussung von Brown-Pearce Karzinome (Prof. Gericke), die endoskopische Laseranwendung am oberen Harntrakt sowie die laserinduzierte endoskopische Harnsteinzertrümmerung.

Die Ergebnisse aus all diesen Forschungsvorhaben fanden erwartungsgemäß auch Eingang in andere Fachbereiche, z. B. Gynäkologie, Chirurgie, Orthopädie und HNO.

Ernst Keiditsch war aber nicht nur in der Grundlagenforschung tätig, sondern gehörte auch zu unserem Dozententeam bei den jährlichen Laserkursen in Philadelphia/USA in den 1980er-Jahren, trat bei den meisten nationalen und internationalen Laserkongressen auf und wirkte bei zahlreichen Publikationen zum Thema „Laser in der Medizin“ mit.

Ernst Keiditsch war Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Laser-Medizin und Mitherausgeber der Laser-Zeitschrift.

Er war ein bescheidener, hochengagierter Kollege, dem höhere „akademische Weihen“ nichts bedeuteten, obwohl er sie vielfach verdient hätte. Nur um die Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Laser-Medizin kam er nicht herum.

Als Mitglied unseres Forscherteams erhielt er den Nitze-Preis, die höchste Auszeichnung in der deutschen Urologie, sowie dreimal den Wissenschaftspreis der European Association of Urology und außerdem den Preis für den besten wissenschaftlichen Film auf dem 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie in Berlin.

Ernst Keiditsch hat Wesentliches vonseiten der Pathologie zur Einführung der Lasertechnologie in die offene und endoskopische Chirurgie beigetragen und damit neue, minimal-invasive Operationsverfahren mit geschaffen.

Mir bleibt nur der Dank an einen genialen Kollegen und Freund .

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