Das Spektrum nicht-neoplastischer Lungenerkrankungen reicht von vergleichsweise häufigen Erkrankungen wie der Sarkoidose bis hin zu seltenen, gleichwohl für die betroffenen PatientInnen in der klinischen Konsequenz schwerwiegenden Krankheitsbildern wie der gewöhnlichen interstitiellen Pneumonie (UIP). Trotz bahnbrechender Fortschritte in der Molekularpathologie, namentlich in der Tumordiagnostik, in den letzten Jahren und Jahrzehnten stützt sich die Diagnostik nicht-neoplastischer Erkrankungen der Lunge nach wie vor weitgehend auf die Morphologie. Umso wichtiger ist es, dass PathologInnen, die entsprechendes Material begutachten, die histologischen Merkmale sicher erkennen und gegenüber den Differenzialdiagnosen korrekt interpretieren und werten. Essentiell ist zudem, die histopathologischen Befunde korrekt in den Kontext aus Klinik und Radiologie einbeziehen zu können und diese, insbesondere im Rahmen der „Fibrose-Konferenz“, fruchtbar mit den KollegInnen der Pneumologie und Radiologie zu diskutieren. Dies macht es auch erforderlich, mit Befunden und Begrifflichkeiten der anderen Fachdisziplinen in dem gebotenen Maße umgehen zu können.

Wir freuen uns, Ihnen in dieser Ausgabe des Pathologen unterschiedlichste Arbeiten führender PulmopathologInnen aus dem deutschsprachigen Raum präsentieren zu können, die die verschiedensten Aspekte des Themas abbilden. So finden sich hier sowohl allgemeine Übersichtsarbeiten als auch Artikel, die sich mit eher speziellen Entitäten befassen, die gleichwohl KollegInnen, die Gewebe der Lungen untersuchen, kennen sollten.

Frau Prof. Fisseler-Eckhoff, Wiesbaden, gibt einen Überblick über interstitielle Lungenparenchymveränderungen bei rheumatischen Systemerkrankungen, die relativ häufig zu finden sind, aber oft nicht als solche gewertet werden, und nimmt hierbei Bezug auf klinische Befunde, die PathologInnen kennen müssen. Frau Prof. Bittmann, Rotenburg, stellt eine Arbeit zu medikamentös-induzierten interstitiellen Lungenerkrankungen vor, die Ordnung in das Dickicht inzwischen zahlloser Einzelfalldarstellungen bringt. Aus der Arbeitsgruppe von Herrn Prof. Jonigk und Herrn Dr. Länger, Hannover, findet sich hier zum einen eine Arbeit zu dem Thema fibrotischer Lungenparenchymumbau nach Lungen- und Stammzelltransplantation; zum anderen stellen sie nicht-neoplastische Lungenerkrankungen des Säuglings- und Kindesalters vor. Mit der pulmonalen Lymphangioleiomyomatose beschäftigt sich ein Artikel von Herrn Prof. Theegarten, Essen. Herr Prof. Fink, Wetzlar, stellt die aktualisierte S2k-Leitlinie der IPF vor. Frau Prof. Berezowska, Lausanne, gibt uns einen Überblick über pathologierelevante Aspekte der neuen ATS/JRS/ALAT-Leitlinie der fibrosierten Hypersensitivitätspneumonie. Unsere Mitarbeiterin Frau Dr. Krupar, Borstel und Lübeck, steuert einen Artikel zu den organisierenden Pneumonien bei und beleuchtet die Differenzialdiagnosen. Wir beiden Herausgeber geben einen Überblick über die Differenzialdiagnosen granulomatöser Erkrankungen der Lunge. Ferner bringen wir Arbeiten zur Histopathologie und Molekularpathologie der Tuberkulose, einer längst bekannten aber diagnostisch nicht trivialen Erkrankung, in diese Ausgabe ein. Hierzu passt eine weitere Arbeit von unserem Mitarbeiter Herrn Prof. Goldmann, Borstel, der eine Alternative für die Positivkontrolle bei der Molekularpathologie der Tuberkulose vorschlägt. Unsere Mitarbeiterin Frau Dr. Kümpers, Lübeck, beschreibt in einer Falldarstellung eine IgG4-assoziierte Lungenerkrankung mit granulomatösen Läsionen. Für den notwendige Blick über das Okular hinaus sorgt Frau PD Dr. Dettmer, Hannover, die eine Arbeit über radiologische Besonderheiten der interstitiellen Lungenerkrankungen (ILDs) verfasst hat, die insbesondere die Begrifflichkeiten und ihre teilweise verschiedene Bedeutung in der Radiologie und der Pathologie beleuchtet.

Schon aus der Vielfalt dieser Themen geht hervor, dass das Feld der nicht-neoplastischen Lungenerkrankungen mit dieser Ausgabe des Pathologen sicherlich noch nicht erschöpfend bearbeitet werden konnte und es noch viel mehr aufzufrischen oder neu zu entdecken gibt. Wir sind aber sicher, Ihnen hier eine interessante und abwechslungsreiche Lektüre sowie auch eine Sammlung wichtiger Artikel als Nachschlagewerk zu diesem Thema präsentieren zu können.

Ihre

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Sven Perner und

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Florian Stellmacher