Am 10. August 2019 ist Prof. Dr. med. Burkhard Gustav Theodor Helpap in Singen gestorben.

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Burkhard Gustav Theodor Helpap

Burkhard Helpap wurde am 25. Juli 1935 in Pillau bei Königsberg/Ostpreußen geboren.

Kriegsbedingt wurde er zunächst für längere Zeit nach Berlin und von dort in das Bremer Umland evakuiert. Die weitere Kindheit verbrachte er in Bremerhaven. Auch dort blieb er von den Kriegswirren nicht verschont, hat aber auf dem Schulweg seine Beziehung zu Schiffen entdeckt. Nach dem Abitur 1955 studierte er in Marburg, Kiel und Wien Medizin sowie in Kiel Weltwirtschaft. Dazwischen hat Burkhard Helpap auf großer Fahrt zur See bei Reisen in die USA, die Karibik und nach Südamerika „seinen Horizont erweitert“ – nicht so sehr medizinisch, sondern als Messe-Steward an Bord.

Zurück an Land blieb Burkhard Helpap der Medizin treu und kam nach ersten Schritten als Medizinalassistent in der Inneren Medizin zur Pathologie. Sein Weg in der Pathologie führte ihn über Erlangen und Marburg nach Bonn. Dort war er im Rahmen einer C3-Professur Leiter einer Abteilung für Zellkinetik und Tumorforschung. Am Isotopen-Institut der Universität zu Köln sammelte er Erfahrung speziell in der Autoradiographie, die er bei der Erforschung der Tumorzellkinetik umsetzte, bereits damals mit Schwerpunkt auf urotheliale Tumoren und Tumoren der Prostata.

Die wissenschaftliche Begeisterung von Burkhard Helpap spiegelt sich in über 500 Publikationen, über 30 Buchbeiträgen und in Monographien wider. Dabei galt sein Interesse auch der endokrinen Pathologie und der allgemeinen Entzündungslehre, v. a. aber der urologischen Pathologie, die er in seiner Zeit in Deutschland maßgeblich als Referenzpathologe und akademischer Lehrer vertreten und weiterentwickelt hat. Noch in seiner Bonner Zeit hat Burkhard Helpap die Beurteilung des Prostatakarzinoms auch durch Erarbeitung eines eigenen Graduierungssystems (nukleoläres „Helpap-Grading“ zur Kombination mit Gleason-Grading) weiterentwickelt und war 2004 an einer internationalen Konsensuskonferenz der WHO in Lyon zur Klassifikation urologischer Tumoren beteiligt. Auch die inzwischen in die Praxis eingegangene nukleoläre Graduierung von Nierenzellkarzinomen (ISUP 2012/WHO 2016) ist von ihm bereits 1990 vorgeschlagen worden. Sein fachlicher Enthusiasmus begleitete ihn bis zuletzt und seine beindruckende wissenschaftliche Produktivität blieb immer auf universitärem Niveau – ein Vorbild für die jüngere Generation. Dabei galt sein Interesse immer auch der Translation morphologischen Wissens in die klinische Praxis, um die Patientenversorgung zu verbessern und die Fortbildung klinischer Kollegen war ihm ein entsprechend wichtiges Anliegen.

Burkhard Helpap war national und international vielseitig aktiv. Er war 1993 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, 1997–1998 Präsident des Bundesverbands Deutscher Pathologen, Gründungsmitglied der International Society of Urological Pathology (ISUP) sowie der Griechisch-Deutschen Gesellschaft für Urologie und Träger der Ernst v. Bergmann-Plakette. Hinzu kommen Ehrenmitgliedschaften in weiteren Fachgesellschaften.

In Singen war Burkhard Helpap durch den nahe gelegenen Bodensee wieder am geliebten Wasser. Hier war er von 1982 bis 2003 Chefarzt des Instituts für Pathologie und zudem von 1985 bis 2003 ärztlicher Direktor des Hegau-Klinikums. 1986 hat er einen onkologischen Arbeitskreis dieser Klinik gegründet, aus dem ein zertifiziertes Tumorzentrum hervorging. Seit 1991 führte Burkhard Helpap zur Unterstützung von Pathologen und Patienten einen angesehenen Konsiliardienst für Uropathologie; diesen hat er zusammen mit Oberarzt Ulrich Oehler seit 2003 fortgeführt.

In seiner programmatischen Rede als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 1993 in Würzburg hat Burkhard Helpap ein „Miteinander von Wissenschaft und Praxis“ gefordert, wobei sich theoretische und praktische Forschung gegenseitig ergänzen und überprüfen müssen. „Pathologen sollten grundsätzlich alles bearbeiten können, wobei es unerlässlich ist Schwerpunkte zu setzen“. Darüber hinaus war ihm neben der Wissenschaft auch die Berufspolitik „im weitesten Sinn zur Bewahrung und Gestaltung unseres Faches“ ein großes Anliegen. Seine Leitgedanken sind bis heute aktuell.

Wer länger mit ihm zusammen arbeitete, konnte mit ihm manche interessante Diskussion führen und lernte ihn als zuverlässigen und guten Ratgeber kennen. Burkhard Helpap hatte einen feinen Humor und hat tapfer gegen seine Tumorerkrankung gekämpft.

„Niemand ist tot, solange wir uns an ihn erinnern.“ Wir bleiben Burkhard Helpap zu Dank verpflichtet.

Christian Fellbaum

Kiel

Glen Kristiansen

Bonn