Der Einfluss des Pathologen auf das psychische Wohlbefinden des Patienten

Zusammenfassung

Trotz verbesserter Therapie und Behandlungsmöglichkeiten stellt eine Krebserkrankung unabhängig vom Grad der Malignität eine hochgradig angstbesetzte Erkrankung dar.

Das Label Krebs an sich führt bei Betroffenen zu komplexen psychischen Reaktionen, die eng im Zusammenhang mit früheren Erfahrungen und dem Selbstverständnis stehen. Dies kann nach einer Krebsdiagnose zu erhöhtem Disstress und konsekutiver psychischer Komorbidität, wie beispielsweise Depression oder Angsterkrankung, führen. Dem Pathologen als demjenigen, der das Label Krebs initial vergibt, kommt aus diesen Gründen eine besondere Verantwortung zu. Entsprechende Sorgfalt, nicht nur was Genauigkeit der Diagnostik angeht, muss erfolgen. Vielmehr ist es auch wichtig, die verwendete Semantik auf Angemessenheit im Hinblick auf entstehende Auswirkungen auf Psyche und Lebensqualität zu überprüfen. Die Bezeichnung Karzinom oder Krebs sollte nur auf Tumoren angewendet werden, die sich biologisch entsprechend verhalten. Das Beispiel der nichtinvasiven follikulären Neoplasie mit PTC-äquivalenten Kernmerkmalen (NIFTP) bei Schilddrüsentumoren zeigt, dass die Veränderung eines Labelings zu einer Verbesserung von Disstress und Lebensqualität führen kann.

Abstract

The label cancer in itself leads to complex psychological reactions in patients that are closely related to previous experiences and self-image. A cancer diagnosis can lead to increased distress and subsequent mental comorbidity such as depression or anxiety disorders. The responsibility of the pathologist, as the person who first uses the label cancer, is high. The pathologist must be conscious and focus not only on the accuracy of the anatomical pathology, but also on the potential influences the wording may have on the mental health of the patient. The word “carcinoma” should only be used in the case of tumors with the respective biological behavior. The example of non-invasive follicular thyroid neoplasm with papillary-like nuclear features shows that changing a label can lead to an improvement in distress and quality of life.