figure a

Günther Schubert

Prof. Dr. Günther Schubert, geboren am 17. August 1930, ist am 23. Oktober 2017 nach einer Krankheitsphase verstorben. Aufgewachsen als Kind deutscher Missionare in Mossul/Irak besuchte er in der Schulzeit ein Internat, um sich nach dem Abitur dem Medizinstudium in Heidelberg zuzuwenden, wo er auch 1957 promovierte zum Thema „Die direkte Bestimmung des Reticulozytenvolumens: Zugleich ein experimenteller und theoretischer Beitrag zur Hämatokritmethode“. Eine Zeit lang fuhr er als Schiffsarzt auf einem Forschungsschiff zur See, woran er sich zeitlebens gerne erinnerte. Seine Ausbildung zum Pathologen erfolgte am Pathologischen Institut der Universität Tübingen unter Prof. Bohle, einem der renommiertesten Nierenpathologen seiner Zeit. Dort habilitierte er sich 1966 mit der Arbeit „Die pathologische Anatomie des akuten Nierenversagens“, die den Grundstein für sein umfassendes schwerpunktmäßig dann uropathologisch orientiertes wissenschaftliches Werk mit über 120 Originalarbeiten legte.

Er war viele Jahre Oberarzt am Tübinger Institut, lehnte einen Ruf an die Freie Universität in Berlin ab und wurde 1976 Direktor des Pathologischen Instituts der Kliniken der Stadt Wuppertal am Standort Elberfeld als Nachfolger des durch einen Flugzeugabsturz zu Tode gekommenen Sekretärs der Deutschen Gesellschaft für Pathologie Prof. Dr. Gerhard Liebegott. Mit dem von Günther Schubert forcierten Anstieg der Biopsiediagnostik wurde das alte, in der Tradition der Sektionspathologie stehende Institut rasch zu klein und so konnte er 1985 in ein von ihm konzipiertes modernes Institut mit einem Hörsaal und Kursräumen am Klinikstandort Barmen ziehen, das er systematisch zu einem überregional aktiven Institut weiterentwickelte.

Im Jahr 1984 überreichte ihm der Präsident der 1982 neu gegründeten privaten Universität Witten/Herdecke Konrad Schily die Ernennungsurkunde zum ersten Lehrstuhlinhaber für Pathologie in Wuppertal, nachdem 1983 der medizinische Lehrbetrieb aufgenommen worden war. Zusammen mit Birgit A. Bethge hat er 1981 ein „Lehrbuch der Pathologie und Antwortkatalog zum GK 2“ beim Walter de Gruyter-Verlag verfasst, das in der 2. Auflage 1987 erschien. Neben zahlreichen urologisch/pathologisch ausgerichteten Buchkapiteln wirkte er u. a. an allen Auflagen des „Remmele“ von 1984 bis 2017 mit. Die Vielzahl der von ihm bearbeiteten uropathologischen Themen mit Schwerpunkt „ableitende Harnwege“ bot vielen Doktoranden Gelegenheit, wissenschaftliches Arbeiten bei ihm von den Grundlagen an exakt und präzise zu lernen. Dieses Streben nach Genauigkeit und Tiefe der diagnostischen Aussage sowie Pflichtbewusstsein forderte er auch von seinen Mitarbeitern im Institut, die sich so zu vorzüglichen Diagnostikern entwickelten. Als geschätzter Dozent ist er vielen Kolleginnen und Kollegen von der Deutschen Sektion der Internationalen Akademie für Pathologie bekannt, die seine Tutorials und Fortbildungsserien zum Thema Urothelerkrankungen besuchten und studierten und seinen konsiliarischen Rat einholten. Günther Schubert war Mitglied zahlreicher pathologischer und urologischer Fachgesellschaften. Seinen Wurzeln getreu engagierte er sich in der deutsch-syrischen Ärztegesellschaft und veranstaltete in Syrien mit seinen Mitarbeitern mehrfach Fortbildungsseminare für Pathologen.

Sein Blick über die Grenzen des Faches hinaus ließen ihn viel beachtete, interdisziplinäre Vortragsreihen zu den Komplexen „Sterben und Tod“ oder „Medizin und Technik“ im Hörsaal des Instituts abhalten, die ein großes öffentliches Interesse und Nachhall in der Stadt fanden. In den Jahren 1984/1985 war er zudem Präsident der Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Wuppertal. Er gründete in den 1980er-Jahren den onkologischen Schwerpunkt Bergisches Land, einen Vorläufer des heutigen landesweiten Krebsregisters und war lange Jahre als Gutachter bei der AeKNO tätig.

Einen Ausgleich zu dem anstrengenden Institutsalltag bot ihm zum Erhalt der körperlichen Fitness der Sport. Über 40 Jahre führte ihn das Gerätetauchen (bis 2017) zu den faszinierendsten Tauchbasen der Welt und auch das Skifahren begeisterte ihn zeitlebens. Nach seiner Emeritierung zog er sich 1996 in ein Haus unmittelbar an der Baumgrenze in den Schweizer Bergen mit Blick auf die 4000er zurück. Bei seinen sporadischen Besuchen des Instituts nahm er regen Anteil an dessen Weiterentwicklung und verblüffte uns alle bis zuletzt mit seinem ungebrochenen wissenschaftlichen Interesse, dem er durch das regelmäßige Studium von Science und Nature nachkam. Er hat dem Fach Pathologie, der Universität Witten/Herdecke, seinem Institut und seinen Mitarbeitern viel gegeben.

Stephan Störkel

Wuppertal