Am 23. Februar 2015 verstarb Prof. Dr. med. Helmut Breining im 86. Lebensjahr in Essen. Er war Sohn eines Pfarrers in Stuttgart. Aus finanziellen Gründen war ein Studium zunächst nicht möglich, deshalb absolvierte B. eine Lehre als Modellschreiner. Ab 1952 schloss sich dann das Medizinstudium an mit der Ärztlichen Prüfung und der Promotion zum Dr. med. in Erlangen 1957. Die Medizinal- und wissenschaftliche Assistentenzeit erfolgte überwiegend an der Universität Erlangen bzw. am Institut für Pathologie unter dem Direktorat von Prof. Erich Müller. 1967 wechselte B. an die Abteilung für Pathologie der Med. Fakultät der RWTH Aachen. 1968 erfolgte die Habilitation für das Fach Allgemeine Pathologie und spezielle pathologische Anatomie mit der Ernennung zum Privatdozenten und Oberassistenten. 1970 schloss sich die Anerkennung als Facharzt für Pathologie, 1971 die Ernennung zum wissenschaftlichen Rat und Professor (H3) und 1975 die Ernennung zum Direktor des Institutes für Pathologie I der Bundesknappschaft in Essen-Steele als apl. Professor an. Von 1983 bis 1994 war B. Ärztlicher Direktor des Knappschaftskrankenhauses in Essen-Steele. 1994 Eintritt in den Ruhestand, danach freier Mitarbeiter in dem zwischenzeitlich privatisierten Institut für Pathologie als Gemeinschaftspraxis PD Drs. Arnold und Bierhoff.

Wissenschaftlich standen Themen aus der Kardiologie wie Morphologie und Systematik angeborener Herzfehler, Massenverhältnisse des Herzens und funktionsbezogene Veränderungen der Vorhöfe und Gastroenterologie sowie toxische Probleme der Leber, der Erlanger Tradition folgend, zunächst im Vordergrund. Später folgten dann Stoffwechselstörungen und Stauberkrankungen der Lunge, eines der Erlanger Hauptforschungsbereiche auch in Zusammenarbeit mit der Arbeitsmedizin der RWTH Aachen. Eine Kooperation bestand im Hinblick auf die Thematik „Regeneration“ mit der Abteilung Zellkinetik des Institutes für Pathologie der Universität Bonn.

In der praxisbezogenen Pathologie war B. ein Meister der Sektionstechnik. Von insgesamt 6000 Obduktionen hat er mindestens 2000 eigenhändig durchgeführt, Zahlen, die heute fast unvorstellbar sind. In knapp 100 Publikationen hat er seine Forschungsergebnisse niedergelegt. Zahlreiche Vortragsreisen führten ihn in die verschiedensten Länder und Kontinente nicht selten gemeinsam mit dem Autor dieser Zeilen. Gerade auf diesen Reisen offenbarte sich B. mir in Bezug auf anspruchsvolle schöngeistige Literatur und klassische Musik. Sein Klavier liebte er über alles, aber auch das Orgelspielen (C-Prüfung als Organist). Er begleitete jahrelang Gottesdienste in seiner Heimatgemeinde. Anfänglich stand als Berufswunsch der Orgelbau neben dem Medizinstudium im Vordergrund. Er entschied sich für die Medizin, konnte sich aber regelmäßig im Institut für Kirchenmusik in Erlangen der Orgel widmen.

Sein immenser Arbeitseinsatz sowie die Verantwortung für seine Mitarbeiter waren sicherlich geprägt durch den frühen Kriegseinsatz. Mit 15 Jahren wurde er zusammen mit der ganzen Schulklasse zum Westwallbau und Schutz eingezogen und erlebte die Grausamkeiten des Krieges. Zum Glück kehrte er unversehrt zurück, viele seiner Klassenkameraden kamen dabei um. Aber auch die Nachkriegszeit mit ihren Hungerepisoden haben Spuren hinterlassen. Die Wegwerf-Mentalität in der späteren Bundesrepublik lehnte er daher vehement ab.

Prof. Breining war bei seinen Mitarbeitern sehr geachtet. Sie haben ihm zum Gedenken im Knappschaftspark einen Baum gepflanzt mit seinem Namen und Daten. Mir war B. ein verlässlicher Freund.

Burkhard Helpap

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