Am 16.10.2015 verstarb gerade einmal 54-jährig Prof. Dr. med. Mario Sarbia in München. Wir trauern um den Vater einer jungen Familie, einen sehr guten Freund und um einen Pathologen und Wissenschaftler, der die Pathologie lebte und liebte und den langen und final auch schweren Kampf gegen das Malignom leider viel zu früh verlor.

figure a

Mario Sarbia

Professor Sarbia wurde am 17.2.1961 in Frankfurt/Main geboren. 1980 begann er das Studium der Humanmedizin in der Mainmetropole, das er 1987 mit der Approbation als Arzt beendete. 1988 promovierte Professor Sarbia am Zentrum für Pharmakologie der J. W. Goethe-Universität mit dem Thema: „cAMP-Phosphodiesterase in der Rattenparotis und Einfluss von Reserpinbehandlung.“

Seine berufliche Karriere mit der Ausbildung zum Facharzt für Pathologie begann er noch im selben Jahr am Städtischen Krankenhaus Kaiserslautern. Nach dem Erwerb von Grundkenntnissen im Fach stand jedoch alsbald fest, dass insbesondere für den Wissenschaftler in ihm ein universitärer Werdegang alternativlos war. So wechselte Professor Sarbia an die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, legte seine Facharztprüfung ab und habilitierte sich hier 1999 mit dem Thema: „Morphologische und molekulare Prognoseparameter beim chirurgisch und multimodal therapierten Plattenepithelkarzinom des Ösophagus.“

2003 erfolgte die Berufung auf eine C3-Professur für Pathologie am Klinikum rechts der Isar der TU-München.

2005 zeichnete nicht zuletzt die zunehmende Attraktivität einer boomenden Hauptstadtregion für einen Wechsel an die Spree verantwortlich. Hier erfolgte zum 1.12.2005 die kombinierte Ernennung zum Chefarzt der Institute für Pathologie sowohl des SANA-Klinikums als auch des Unfallkrankenhauses Berlin.

Die großen Schuhe, die ihm sein allseits geschätzter Vorgänger, Prof. Martin, als Direktor der beiden Berliner Institute hinterlassen hatte, konnte Professor Sarbia alsbald mit Engagement und Tatendrang ausfüllen. Die von ihm in Berlin angestoßenen zukunftsorientierten Anpassungen und Innovationen in den Arbeitsabläufen erschienen mir als junger Assistent im 2. Ausbildungsjahr als notwendig und zielorientiert. Seine Mitarbeiterführung auf allen Ebenen des Instituts darf als vorbildlich bezeichnet werden.

Aus dieser Berliner Zeit entstand zwischen uns eine enge Freundschaft mit vielen beruflichen und privaten Berührungspunkten. Mit der Geburt seiner Tochter Hannah im Jahre 2006 wurde in Berlin für die Familie Sarbia auch privat ein Meilenstein gesetzt.

2007 verließ Professor Sarbia Berlin und widmete sich einer neuen beruflichen Herausforderung mit dem Eintritt in die Praxis für Pathologie München-Nord. Die Familie Sarbia vergrößerte sich, ihr Sohn Kiran wurde geboren.

Eine jähe Zäsur brachte die Diagnose eines malignen Tumors im Sommer 2012. Seinen beruflichen Prinzipien und Überzeugungen blieb Professor Sarbia jedoch auch nach zunächst überstandener Operation mit anschließender Radiochemotherapie treu:

Obwohl der Pathologe in seinem Alltag tausende anonyme Befunde diktiert, war es für Professor Sarbia wichtig, das Individuelle und Patientenzugewandte nicht zu verlieren.

Seine Linie zu einer patientenzentrierten, verantwortlichen Diagnostik führte über den Weg einer bestmöglichen Qualität in der Befundung.

Für ihn persönlich musste es in der Konsequenz eine Verengung des breiten diagnostischen Spektrums auf sein Spezialgebiet der GIT-Pathologie bedeuten. Ein Weg, den Professor Sarbia als Zukunftsmodell für die integrative Pathologie verstand.

Ausdruck seines wissenschaftlichen Engagements sind die Mitgliedschaften in multiplen Fachgesellschaften, herauszuheben sind hier:

  • Arbeitsgemeinschaft Gastroenterologische Pathologie,

  • European Society of Pathology,

  • European Network of Gastrointestinal Pathology.

Das Publikationsverzeichnis von Professor Sarbia listet mehr als 160 Zeitschriftenartikel auf. Die Arbeiten zu seinem wissenschaftlichen Schwerpunktthema, der Tumorpathologie des oberen Gastrointestinaltrakts, brachten ihm auch internationales Ansehen.

Hinzu kommen mehre Buchbeiträge, zuletzt 2013 im deutschsprachigen Standardwerk des Fachs: Pathologie – Verdauungstrakt und Peritoneum, Hrsg. Stolte, Rüschoff, Klöppel.

Die Pathologie verliert leider viel zu früh eine innovative Arztpersönlichkeit, der das Wohlergehen des Fachs am Herzen lag, die das Fach gelebt, geliebt, gefördert und, wann immer es ging, auf vielen Ebenen verteidigt und in den Fokus gerückt hat.

Ich verliere einen Freund und Förderer, dem ich einen Großteil meines diagnostischen Selbstvertrauens und Selbstverständnisses verdanke. Es tut weh.

Gunnar Schröder, auch für die Familie Sarbia

Berlin