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Die klinische Pathologie in der Hansestadt Lübeck

Von der Planung des Instituts bis zur Gründung der Medizinischen Hochschule

Clinical pathology in the Hanseatic City of Lübeck from the planning of an institute to the formation of the “Medizinische Hochschule”

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Zusammenfassung

Der Errichtung eines universitären Instituts für Pathologie in der Hansestadt Lübeck geht eine lange, von geschichtlichen Ereignissen begleitete wechselvolle Planung voraus. Im 19. Jahrhundert standen in Lübeck sieben verschiedene—unzureichende—Örtlichkeiten zur Untersuchung von Leichen aus klinischem oder forensischem Anlass zu Verfügung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde daher die Schaffung eines „Centralen Institutes für Pathologie“ gefordert. Erst 1927 wurde ein derartiges Institut fertiggestellt, das 1929 von Eberhard von Praun übernommen wurde, der sogleich mit dem Calmette-Unglück konfrontiert wurde. Ihm folgte 1935 Ernst Jeckeln, der nach dem Zweiten Weltkrieg die Eigenständigkeit der im norddeutschen Raum auftretenden „Enteritis necroticans“ erkannte und ihr den Namen „Darmbrand“ gab. Er wurde der erste Ordinarius für Pathologie an der Medizinischen Akademie Lübeck, die der Universität Kiel angeschlossen war. Sein langjähriger Wegbegleiter war Friedrich Wegener, der die nach ihm benannte „Wegener-Granulomatose“ beschreiben hatte. Ernst Jeckeln folgte 1972 Alfred Gropp als vielseitiger, international anerkannter Forscher, so auch auf dem Gebiet der Entwicklungspathologie. Während seiner Zeit wurde aus der Akademie 1973 die eigenständige, universitäre „Medizinische Hochschule Lübeck“.

Abstract

The formation of an university institute of pathology at the Hanseatic city of Lübeck preceded a long, changeful planning, accompanied by a chain of historical events. In the 19th century, Lübeck owned seven different places for clinical or forensic autopsies. Thus, in the first years of the 20th century it was generally called for the formation of a “Central Institute of Pathology” that was completed after all in the year 1927. Two years later, Eberhard von Praun became head of the institute and was immediately confronted with the “Lübeck-disaster”. He was followed 1935 by Ernst Jeckeln, who identified the “Enteritis necroticans” which appeared in North Germany in the first years after the “Second World War”. He called the disease “Darmbrand”, a term that is since then internationally used. Jeckeln became the first “Ordinarius for Pathology” at the “Medical Academy Lübeck”, which was associated to the “University of Kiel”. His long-time colleague was Alfred Wegener, who identified the “Wegener’s granulomatosis”. In the year 1972 Alfred Gropp became head of the institute, an all-round scientist and pathologist, e.g. well-known in the field of developmental pathology. During his term, the “Medical Academy” got the university status and was named “Medizinische Hochschule Lübeck”.

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Danksagung

Frau Professor Dr. Graßmann danken wir für die großzügige Unterstützung bei der Einsichtnahme in die Akten des Archivs der Hansestadt Lübeck und für zahlreiche Hinweise und Ratschläge.

Frau Priv.-Doz. Dr. med. Thyen, kommissarische Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Lübeck danken wir für die Überlassung der Dokumentation zum Calmette-Prozess.

Herrn Prof. Dr. Gößner, München, danken wir für die Dokumente zum Curriculum Vitae des Pathologen Eberhard von Praun.

Interessenkonflikt:

Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen.

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Johannisson, R., Niedobitek, F. Die klinische Pathologie in der Hansestadt Lübeck. Pathologe 26, 75–81 (2005). https://doi.org/10.1007/s00292-004-0726-1

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