Stationäre verhaltenstherapeutisch-psychodynamische Kombinationsbehandlung

Zusammenfassung

In der Psychosomatischen Klinik des Mainzer Universitätsklinikums werden Patienten bestimmter Diagnosegruppen mit einer Kombination aus psychodynamischen und verhaltenstherapeutischen Therapiekonzepten behandelt. Diese modellhafte Kombination beider Verfahren wird bei Patienten mit Zwangsstörungen und Angststörungen angewendet und im folgenden am Beispiel eines Patienten mit einer Agoraphobie und einer narzißtischen sowie selbstunsicher-abhängigen Persönlichkeitsstörung beschrieben. Das Behandlungskonzept beruht auf der Annahme, daß zumindest eine Subgruppe von Patienten von einer Kombinationsbehandlung mehr profitiert als von einem der genannten Therapieverfahren alleine. Auf der Ebene der ICD-10 Klassifikation beschrieben, könnte diese Subgruppe aus Patienten mit ausgeprägter Komorbidität, insbesondere im Bereich der Persönlichkeitsstörungen, bestehen. Die überwiegende Mehrheit der in Kombination behandelten Patienten erfüllte neben den Kriterien mindestens einer symptomorientierten Diagnose auch die Kriterien einer Persönlichkeitsstörung. Die 12wöchige Kombinationsbehandlung umfaßt von psychodynamischer Seite im wesentlichen eine hochfrequente tiefenpsychologisch orientierte Gruppentherapie mit einem definierten Behandlungsfokus. In zusätzlichen Einzelgesprächen wird vor allem das Interaktions- und Beziehungsverhalten des Patienten auf der Station und in der Therapiegruppe thematisiert und zusätzlich darauf geachtet, daß sich beide Therapien tatsächlich ergänzen und nicht gegenseitig hemmen. Die Verhaltenstherapie wird im Einzelsetting mit kotherapeutischer Unterstützung durchgeführt und beinhaltet als zentrales Behandlungselement eine massierte Reizkonfrontation mit Reaktionsverhinderung. Im Behandlungsverlauf konnte bei dem Patienten eine signifikante und anhaltende Verbesserung der Angstproblematik erreicht werden. Neben einer konkreten Beschreibung der therapeutischen Vorgehensweisen werden psychometrische Evaluationsdaten, einschließlich einer 18-Monats-Katamnese, dargestellt.

Summary

The paper describes the concept for a form of in-patient treatment for anxiety disorders based on a combination of psychodynamic and cognitive-behavioral therapy which is currently still being applied as a model. We present the case history of one male patient with an anxiety disorder and in addition a severe personality disorder as an example of our therapeutic approach. The diagnose, according to the ICD-10 classification system is an agoraphobia with a narcistic and dependent personality disorder. The idea for a form of treatment based on a combination of behavioral and psychodynamic therapy is based primarily on the hypothesis that there is a subgroup of patients, still to be identified, who benefit more from an interrelated combination of both therapeutic approaches than from one therapy alone. As far as the psychodynamic component is concerned, the 12-week combination treatment essentially comprises a highfrequency group therapy with a psychodynamic orientation and a distinct focus of treatment. The behavioral therapy is conducted in an individual setting with co-therapeutic support and consists of an exposure and response prevention as the central component of treatment. A significant and steady improvement in the goal symptoms was achieved in the patient in the course of treatment. In addition to a concrete description of the therapeutic approach, the paper provides psychometric evaluation data, including an eighteen-month catamnesis.