Zusammenfassung
Es werden einige Konsequenzen für die Gestaltung von Vergleichsgruppen in der Psychotherapieforschung auf der Grundlage der auf M. Scriven zurückgehenden Unterscheidung zwischen nicht-vergleichenden oder isolierten und vergleichenden Evaluationen dargestellt. In isolierten Evaluationen wird als allgemeines Evaluationsziel die Feststellung der Wirksamkeit einer Therapieform A gegen eine Kontrolltherapie B formuliert, die sich idealerweise nur hinsichtlich ihrer Therapieziele von der zu evaluierenden Therapie A insofern unterscheidet, als sie deren Ziele nicht anstrebt und auch nicht tangiert, während ihre Randbedingungen (Dauer, Art und Intensität der Kontakte usw.) denen von A angeglichen werden (Ziel der Versuchsplanung). Die Ziele, die eine Therapie erreichen soll, können dabei therapie-spezifisch sein (etwa: Symptomreduktion) oder auch „von außen” an sie gestellt werden (z.B. Reduktion der Anzahl der Krankenhausaufenthalte). In dem Umfange, in dem dieses der Kontrolle dienende versuchsplanerische Ziel in der Forschungs-Praxis nicht erreicht werden kann, sind entsprechend vorsichtigere Interpretationen vorzunehmen. In einer vergleichenden Evaluation soll die relative Wirksamkeit verschiedener Therapien ermittelt werden, die die gleichen Ziele verfolgen, während sich die Randbedingungen therapiespezifisch unterscheiden und auch im Sinne eines „fairen” Vergleichs nicht geändert werden sollten. Verschiedene „Zwischenformen” der Idealformen von Vergleichsgruppen werden angesprochen.
Summary
Psychotherapy research is a form of evaluation research. Two paradigms of evaluation can be distinguished: ”comparative” and ”non-comparative” evaluation studies. This differentiation is fundamental, since a study designed to answer a question concerning the non-comparative or ”isolated” efficacy of a therapy cannot simultaneously serve to answer the question concerning the relative efficacy of two or more therapies aiming at the same goals or objectives – and vice versa. The reason for this lies in the fact that – in order to control for relevant interfering variables – comparison groups have to be investigated. Their selection depends on the particular question which is to be answered. Some consequences of this distinction are discussed, including the matter of necessary sample sizes.
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Hager, W., Leichsenring, F. & Schiffler, A. Evaluationsparadigmen . Psychotherapeut 44, 234–240 (1999). https://doi.org/10.1007/s002780050171
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DOI: https://doi.org/10.1007/s002780050171