
Die COVID-19-Pandemie und deren Folgen beschäftigt die Menschheit auch weiterhin: Stand 08.12.2022 gab es 642 Mio. registrierte Fälle mit mehr als 6,6 Mio. Todesfällen. Lockdown, Schnell- bzw. PCR-Testungen, Social Distancing, Mund-Nasen-Schutz und vieles andere haben unser Leben verändert. Auch die Forschung hat ungeahnte Entwicklungen durchgemacht, man denke z. B. nur an die Impfstoffentwicklung. Die mittel- und langfristigen Folgen der Pandemie sind derzeit noch kaum abschätzbar, z. B. insbesondere auch für Kinder und Jugendliche.
Die COVID-19-Pandemie hatte aber auch massive Folgen für die psychische Gesundheit bzw. das psychische Wohlbefinden vieler, insbesondere auch von Menschen mit psychischen (Vor‑)Erkrankungen. Daneben war das Versorgungssystem für Menschen mit psychischen Erkrankungen durch die Pandemie in vielen Bereichen zeitweise nahezu lahmgelegt. Auf der anderen Seite wurden neue Wege eingeschlagen und in die Routineversorgung implementiert. Dies betraf insbesondere die Nutzung videogestützter Kommunikation, insbesondere auch in der Psychotherapie.
Unterschiedliche Folgen der Pandemie auf das Versorgungssystem bzw. die psychische Gesundheit werden in 4 Artikeln dieses Schwerpunkts exemplarisch aufgegriffen. Geiger et al. beschreiben die Belastung in der Allgemeinbevölkerung und besonders in vulnerablen Gruppen und fassen Besonderheiten von Psychotherapie in Krisenzeiten mit Fokus auf die aktuelle Situation zusammen.
In einer narrativen Übersicht von Gries et al. wird der mögliche Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit während der Schwangerschaft dargestellt. Immerhin 19 Studien mit über 44.000 Teilnehmerinnen konnten herangezogen werden. Beinahe alle Studien beschrieben einen Anstieg von Angst, Depression, Stress und PTBS-Symptomen während der Pandemie. Finanzielle, intrafamiliäre Stressoren sowie die Sorge um das Kind konnten als Risikofaktor für die Entstehung postpartaler psychischer Erkrankungen während der Pandemie identifiziert werden. Die Paarbeziehung schützte vor Stress- und Depressionssymptomen. Daneben wurden Symptome von Angst u. a. durch physische Aktivität sowie soziale Unterstützung reduziert.
Holl et al. untersuchten dahingegen psychosoziale Belastungen und psychosoziale Unterstützung von MitarbeiterInnen einer Universitätsklinik. Trotz hoher Belastung war die Inanspruchnahme psychosozialer Versorgungsangebote eher gering. Mitarbeiterinnen wünschten sich insbesondere mehr Informationen über Mail und Newsletter und vermissten eine übersichtliche Darstellung der Angebote.
Bendau et al. untersuchten in einer Längsschnittanalyse psychosoziale Konsequenzen und Unterstützungsbedarf in der Pandemie. Die wahrgenommenen Konsequenzen und insbesondere ihre Bewertung veränderte sich im Pandemieverlauf. Sozial-gesellschaftliche sowie das allgemeine Leben betreffende Konsequenzen wurden im Schnitt besonders gravierend und negativ erlebt. Negativ erlebte Konsequenzen waren quer- und teilweise auch längsschnittlich mit stärkeren Angst- und depressiven Symptomen assoziiert. Psychotherapeutische sowie evaluativ-kommunikative Unterstützung wurde im Pandemiekontext besonders häufig erbeten.
Die zusammengestellten empirischen und Übersichtsarbeiten aus dem deutschsprachigen Raum verdeutlichen das breite Spektrum von Konsequenzen der Pandemie und ihrer Folgen auf das Leben eines großen Teils der Bevölkerung in ganz unterschiedlicher Art und Weise, in unterschiedlichem Ausmaß, insbesondere auch in Abhängigkeit von der aktuellen Pandemiephase und -entwicklung. Einfache Antworten sind häufig für die aktuell anstehenden Herausforderungen nicht passend gewesen, und wir werden noch vieles aus und mit der Pandemie und deren Folgen lernen müssen, aber auch können.
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A. Ströhle gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Ströhle, A. COVID-19-Pandemie. Psychotherapie 68, 77–78 (2023). https://doi.org/10.1007/s00278-023-00651-z
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