Fähigkeit zur Selbstbeschreibung als Dimension des Persönlichkeitsfunktionsniveaus

Zusammenfassung

Hintergrund

Die Fähigkeit zur kohärenten, nuancierten und ambivalenten Selbstbeschreibung gibt relevante Hinweise auf das Funktionsniveau der Persönlichkeit: Im Narrativ über das eigene Selbst wird der Integrationsgrad der Identität deutlich, die zugrunde liegende Adaptivität der Abwehr, die Stabilität des Selbstwerts und die Fähigkeit, Ambivalenzen mental zu repräsentieren.

Ziel der Arbeit

Die Ableitung des Persönlichkeitsfunktionsniveaus durch die Analyse der Selbstbeschreibung wird anhand von Fallbeispielen dargestellt.

Fallanalysen

Das Strukturierte Interview zur Persönlichkeitsorganisation (STIPO-R) verwendet die Frage „Wie würden Sie sich selbst beschreiben?“ zur Erfassung des Integrationsgrades der Identität und gibt anhand eines Auswertungsmanuals Hinweise auf Zusammenhänge spezifischer sprachlicher Manifestationen und des Schweregrads der Beeinträchtigung im Funktionsniveau. Anhand von 3 exemplarischen Antworten von Patienten mit unterschiedlich schweren Beeinträchtigungen des Persönlichkeitsfunktionsniveaus (leicht, mittelgradig, schwer beeinträchtigt) werden Fallbeispiele klinisch analysiert und ausgewertet.

Diagnostische Auswertung und therapeutische Implikationen

Eine kaum beeinträchtigte Persönlichkeit verfügt über die Fähigkeit zur Selbstbeschreibung anhand von Beispielen, Symbolisierungen, positiver emotionaler Besetzung und der Integration von Ambivalenzen. Eine mittelgradig beeinträchtigte Persönlichkeit zeigt inhaltliche Fixierungen, thematische Einseitigkeit und eine Hemmung in der freien Assoziation. Eine schwer beeinträchtigte Persönlichkeit weist gespaltene Selbstanteile, stark polarisierte affektive Besetzungen und einen wenig bebilderten psychischen Binnenraum auf. Diagnostische Implikationen und die therapeutische Relevanz werden diskutiert.

Abstract

Background

The ability to describe oneself in a coherent, nuanced and ambivalent way provides relevant information about the level of personality functioning: in the narrative about the self, the degree of identity integration becomes clear, the underlying adaptivity of the defense structure, the stability of self-esteem and the ability to mentally represent ambivalences regarding the self.

Objective

Using case examples, the derivation of the level of personality functioning based on the analyses of self-descriptions is presented in this article.

Case studies

The Structured Interview of Personality Organization (STIPO-R) uses the question “How would you describe yourself?” to assess the degree of integration of identity and provides guidance for the association of specific linguistic manifestations and the severity of impairment in the level of personality functioning using an evaluation manual. Using three exemplary responses from patients with varying degrees of impairment in personality functioning level (mild, moderate, severe impairment), case examples are clinically analyzed and evaluated.

Diagnostic results and therapeutic implications

A mildly impaired personality shows the ability to self-reflect using examples, symbolizations, positive emotions and the integration of ambivalences. A moderately impaired personality shows content fixations and thematic one-sidedness as well as inhibition in free association. A severely impaired personality shows split aspects of the self, strongly polarized affects and an empty inner space with few internal images. The diagnostic implications and therapeutic relevance are discussed.