Zusammenfassung
Hintergrund
Im Verbundprojekt VorteilJena (Vorbeugen durch Teilhabe; BMBF-FKZ 01KK1401A–C, Laufzeit Oktober 2014 bis September 2018) wurde das Zusammenwirken von Gesundheit, sozialer Teilhabe und Selbstwert untersucht, um Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zu initiieren, die letztlich auch der Prävention heutiger Volkskrankheiten, wie Depression und Adipositas, dienen. Ziel war die Umsetzung angewandter Forschung durch die Entwicklung und Bereitstellung von Praxishilfen über die Lebensspanne gemeinsam mit Forschenden und Praxisakteuren.
Material und Methode
In 8 wissenschaftlichen Teilprojekten wurden in enger Kooperation mit den Zielgruppen (schulische Akteure, Beschäftigte in Unternehmen, ältere Menschen) Praxishilfen zunächst anwendungsnah konzipiert. Anschließend wurde ein 3‑schrittiger Evaluationszyklus von der Erprobung und Machbarkeitsabschätzung über die Überprüfung der Wirksamkeit mit Prä-post-Kontrollgruppenstudien bis hin zum Praxistransfer durchlaufen.
Ergebnisse
Soziale Teilhabe erwies sich neben den bereits bekannten Variablen Selbstwert und Selbstwirksamkeit als wichtiger Aspekt für die Konzeption und Umsetzung von Interventionen zur Gesundheitsförderung in Schulen, Unternehmen und Senioreneinrichtungen. Die entstandenen Praxishilfen stehen nun als qualitätsgesicherte niederschwellige Angebote für eine innovative und Setting-basierte Gesundheitsförderung öffentlich zur Verfügung.
Diskussion
Berichtet und diskutiert werden die Umsetzung des Projektziels in den jeweiligen Lebenswelten „Gesund Lernen“, „Gesund Arbeiten“ und „Gesund Altern“ sowie die unterschiedliche Realisierung der Verfügbarmachung und des Transfers der Praxishilfen für die Öffentlichkeit.
Abstract
Background
The joint project VorteilJena (Prevention through belonging; BMBF FKZ 01KK1401A-C, duration October 2014-September 2018) investigated the interaction of health, social participation and self-esteem in order to derive health promotion measures for modern widespread diseases, such as depression and obesity. The goal was to implement applied research through the development and provision of lifelong practical guides in collaboration with researchers and practitioners.
Methods
In eight scientific subprojects practical tools were developed in close cooperation with target groups (school staff, employees in businesses, older people). This was followed by a 3-step evaluation cycle from testing and feasibility assessment to effectiveness testing with pre-post control group studies and practice transfer.
Results
Social participation, in addition to self-esteem and self-efficacy, proved to be important factors for the conception and implementation of interventions for health promotion in schools, companies and retirement homes. The resulting practical guides are now publicly available as quality-assured, low-threshold offers for innovative and setting-based health promotion.
Discussion
The implementation of the project objective in the respective areas “healthy learning”, “healthy working” and “healthy ageing” is reported and discussed, as are the different ways in which the practical guides are made available to the public.
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Danksagung
Das Verbundprojekt VorteilJena wurde finanziell gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF; Förderkennzeichen 01KK1401A–C; Laufzeit Oktober 2014 bis September 2018).
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Interessenkonflikt
U. Berger, H. Kraußlach, H. Kirschner, J. Mühleck, B. Werner und B. Strauß geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für die im Rahmen des Verbundprojektes VorteilJena durchgeführten Studien liegt ein positives Votum der Ethikkommission des Universitätsklinikums Jena der Friedrich-Schiller-Universität Jena vor (Bearbeitungsnummern 4417-04/15 und 4477-07/15).
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Redaktion
Uwe Berger, Jena
Bernhard Strauß, Jena
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Beitrag überwiegend das generische Maskulinum verwendet. Dies impliziert immer beide Formen, schließt also die weibliche Form mit ein.
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Berger, U., Kraußlach, H., Kirschner, H. et al. Vorbeugen durch Teilhabe im Verbundprojekt VorteilJena. Psychotherapeut 64, 38–45 (2019). https://doi.org/10.1007/s00278-018-0321-1
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00278-018-0321-1