Zusammenfassung
Unipolare depressive Störungen im Jugendalter sind häufig, führen zu ernsthaften Beeinträchtigungen und gehen oft mit komorbiden Störungen sowie erhöhter Suizidgefahr einher. Daher sind die Früherkennung und die frühe Behandlung sehr wichtig. Behandlungsleitlinien zeigen, dass wirksame Interventionsansätze zu Prävention und Akutbehandlung existieren. Basierend auf aktuellen evidenz- und konsensbasierten Leitlinien wie z. B. der S3-Behandlungsleitlinie der AWMF – – Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften für unipolare depressive Störungen bei Kindern und Jugendlichen werden diagnostische und Behandlungsempfehlungen vorgestellt, die als State of the Art gelten. Ausführlich wird auf Diagnostik und Differenzialdiagnostik sowie differenzielle Indikation und Behandlungsplanung eingegangen. Im Behandlungsteil wird v. a. die kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapie (KVT) dargestellt, die bisher die bestevaluierte Therapieform für depressive Störungen bei Kindern und Jugendlichen ist.
Abstract
Unipolar depressive disorders in adolescence are common, lead to serious impairments and are often associated with comorbid disorders and a high risk for suicide. Thus, recognition and early treatment of depressive disorders are important. International and national treatment guidelines show that effective treatment approaches for prevention and acute therapy of depressive disorders are available. Based on current evidence and consensus-based guidelines, such as the Association of the Scientific Medical Societies in Germany (AWMF) S3 treatment guidelines for unipolar depressive disorders in children and adolescents, state of the art diagnostic procedures and treatment recommendations are proposed. Diagnostic procedures and differential diagnoses as well as differential indications and treatment planning are reported in detail. In the treatment section the focus is on cognitive behavioral therapy (CBT), which is currently the best evaluated psychological treatment form for depressive disorders in children and adolescents.
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Interessenkonflikt
W. Ihle gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine vom Autor durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
CME-Fragebogen
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Welche Unterschiede gibt es zwischen depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen und bei Erwachsenen?
Es gibt keine Unterschiede.
Bei Kindern und Jugendlichen ist eine längere Mindestdauer der Symptomatik erforderlich.
Bei Kindern und Jugendlichen ist zur Diagnosevergabe eine geringere Anzahl von Haupt- und Nebensymptomen erforderlich.
Bei Kindern und Jugendlichen treten keine schweren depressiven Episoden auf.
Die depressive Verstimmung stellt sich bei Kindern und Jugendlichen häufiger in Form einer reizbaren Verstimmung dar.
Welche Aussage zur Epidemiologie von Depressionen im Kindes- und Jugendalter ist zutreffend?
Depressive Störungen sind bei vorpubertären Kindern gleich häufig wie bei Jugendlichen.
Nach der Pubertät ist das weibliche Geschlecht doppelt so häufig betroffen wie das männliche Geschlecht.
Depressionen treten in allen Altersstufen bei Jungen und Mädchen gleich häufig auf.
Komorbide psychische Störungen treten bei allen depressiven Kindern und Jugendlichen auf.
Wiederkehrende depressive Störungen treten bei Kindern und Jugendlichen sehr selten auf.
Welcher Subtyp depressiver Störungen ist bei Jugendlichen häufiger als bei Erwachsenen?
Rezidivierende depressive Störungen
Saisonal bedingte depressive Störungen
Depressive Störungen mit melancholischen Merkmalen
Depressive Störungen mit atypischen Merkmalen
Dysthyme Störungen
Was ist das Kernstück verhaltenstherapeutischer Diagnostik?
Das strukturierte Interview
Die Selbstbeurteilung der depressiven Symptomatik durch die Kinder und Jugendlichen
Die individuelle Verhaltens- und Problemanalyse
Die körperliche Untersuchung
Die psychopathologische Befunderhebung
Wofür ist die Schweregradbestimmung depressiver Episoden besonders wichtig?
Für die Indikation zu Psychotherapie oder Kombinationstherapie
Für die Auswahl des geeigneten psychotherapeutischen Verfahrens
Für die Auswahl des richtigen Therapiemanuals
Für die Entscheidung über den Einbezug der Eltern in die Behandlung
Für die differenzialdiagnostische Abklärung
Für welches psychotherapeutische Verfahren liegt derzeit die aussagekräftigste Evidenz hinsichtlich der Wirksamkeit bei depressiven Kindern und Jugendlichen vor?
Systemische Therapie
Schematherapie
Kognitive Verhaltenstherapie
Interpersonelle Psychotherapie
Gesprächstherapie
Welches Therapieelement ist bisher nicht Bestandteil positiv evaluierter KVT-Methoden bei depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen?
Aufbau positiver Aktivitäten
Kognitive Umstrukturierung
Problemlösetraining
Achtsamkeitsübungen
Förderung sozialer Kompetenzen
Welches deutschsprachige Manual kann für die Einzeltherapie depressiver Störungen bei Kindern verwendet werden?
Stimmungsprobleme bewältigen (Ihle und Herrle)
LARS und LISA (Pössel et al.)
MICHI (Spröber et al.)
Ratgeber Traurigkeit, Rückzug, Depression (Groen et al.)
Kognitive Verhaltenstherapie (Harrington)
Welches Antidepressivum ist bei Kindern und Jugendlichen bei einer Kombinationsbehandlung das Mittel der 1. Wahl?
Johanniskraut
Fluoxetin
Imipramin
Moclobemid
Lithium
Bei dem 14-jährigen Julius haben sich bei der ambulanten Behandlung einer diagnostizierten erstmaligen depressiven Episode nach 12 Wochen intensiver Psychotherapie keine Besserungen erzielen lassen. Wie sollte jetzt therapeutisch vorgegangen werden?
Eine Kombinationsbehandlung mit Antidepressiva einleiten
Umgehend eine stationäre Behandlung einleiten
Die Psychotherapie beenden und eine medikamentöse Behandlung beginnen
Auf ein anderes psychotherapeutisches Verfahren umstellen
Zusätzlich zur Einzeltherapie eine Gruppentherapie einleiten
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Ihle, W. Depressive Störungen im Kindes- und Jugendalter. Psychotherapeut 61, 535–553 (2016). https://doi.org/10.1007/s00278-016-0136-x
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