Zur Frage der Differenzierung von Ein- und Ausschuss bei auf fester Unterlage anliegenden bekleideten Opfern

Zusammenfassung

Es wurde der Frage nachgegangen, ob bei Schussabgabe auf bekleidete und auf einer festen Unterlage aufliegende Opfer Textilfasern in Ausschusslücken zu beobachten sind, und ob Projektile bei entsprechendem Versuchsaufbau wieder in den Ausschuss zurückprallen. Hierzu wurden 85 Schüsse aus einer Pistole (Sig Sauer, 9 mm Luger, Vollmantelgeschosse) auf 2-lagig bekleidete Schweinekadaver abgegeben, die verschiedenen festen Untergrundvarianten auflagen. Die Untersuchungen ergaben, dass bei unter entsprechenden Bedingungen beschossenen Opfern, bei denen der Ausschussbereich einer festen, flächigen, insbesondere gefliesten Unterlage aufliegt, in einem hohen Prozentsatz mit Textilfasern in der Ausschusslücke zu rechnen ist. Dies ergaben auch die Ergebnisse der retrospektiv untersuchten realen Schusstodesfalle. Die in den Ausschusslücken nachgewiesenen Fasern wurden retrograd durch den Aufprall des Geschosses auf ein festes Widerlager in den Schusskanal zurückgetrieben.

Abstract

We raised the question whether textile fibres can be found in exit wounds and whether projectiles will be reflected back into the exit wounds of gunshot victims if the body is clothed and in contact with a hard surface. ¶In order to examine this aspect of wound morphology, we fired 85 shots with a pistol (Sig Sauer, 9 mm Luger, jacketed ammunition) into pig cadavers covered with two layers of clothing material while lying on various hard materials. The results of our investigations indicate that clothing fibres could be found in a high percentage of exit wounds of victims shot while the location of the exit wound was in contact with a hard flat surface (particularly a tiled surface). A retrospective analysis of gunshot victims autopsied at our institute confirmed these findings. The fibres found within the exit wounds were forced into the wound by the ricocheting projectiles.