Huhn oder Ei – Brustwanddefekt als Ursache oder Folge der Reanimationsversuche?

Zusammenfassung

Ein 78 Jahre alter Mann wurde leblos vor seinem Auto auf dem Boden liegend aufgefunden. Es wurden umgehend Reanimationsmaßnahmen eingeleitet. Bei der Leichenschau fielen ein hautdurchtrennender, nichtadaptierbarer Defekt mit umgebenden Vertrocknungen im Bereich des Brustbeins sowie in Projektion darauf ein Materialdefekt des zum Zeitpunkt des Auffindens getragenen Pullovers auf. Aufgrund des Verdachts auf eine Schussverletzung wurde eine gerichtliche Leichenöffnung angeordnet.

Die bei der Obduktion erhobenen Befunde sprachen für ein akut auf chronisches, globales Herzversagen als Todesursache. Als Ursache des brustbeinnahen Defektes konnte ein Kallus der 5. Rippe mit Knochensporn identifiziert werden, der als Widerlager während der kardiopulmonalen Reanimation (CPR) mittels eines mechanischen Gerätes gewirkt hatte. Dieser Fall zeigt, dass die Folgen von derartigen Reanimationsmaßnahmen v. a. bei rechtsmedizinischen Laien Gewalt durch fremde Hand vortäuschen können.

Abstract

A 78-year-old man was found lying lifeless on the ground in front of his car and resuscitation measures were immediately initiated, among other things with the aid of a mechanical cardiopulmonary resuscitation (CPR) device. During the inspection of the corpse a skin-penetrating, non-adaptable defect with surrounding dessication in the area of the breastbone as well as a material defect of the pullover worn at the time of discovery became apparent. Due to the suspicion of a gunshot wound an autopsy was requested.

The results of the autopsy showed an acute on chronic, global cardiac insufficiency to be the cause of death. A callus of the 5th rib with a bone spur could be identified as the cause of the defect near the chest bone, which acted as an abutment during CPR. This case shows that the consequences of resuscitation measures, especially by forensic lay persons, can lead to a false deduction of violence by a third party.