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Leichenschau und Leichenöffnung in den Zeiten von Ebola

Medizinische und rechtliche Aspekte

External examination of the corpse and autopsy in the times of Ebola

Medical and legal aspects

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Zusammenfassung

Die Ebola-Viruserkrankung (EVD), ein hämorrhagisches Fieber, breitet sich in einem bisher nichtbekannten Ausmaß in Westafrika aus. Die Letalität der Erkrankung ist hoch, ca. 5 % der Todesfälle betreffen medizinisches Personal. Die internationalen Organisationen sind beunruhigt und sehen in dem aktuellen Ausbruch eine internationale Gefahr. Inzwischen werden in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika mit Ebola infizierte Patienten behandelt. Die ersten Infektionen bei medizinischem Personal sind außerhalb von Westafrika eingetreten. Da der erste Ebola-Todesfall in Deutschland zu verzeichnen ist, stellt sich die Frage, welche medizinischen und rechtlichen Aspekte bei der Leichenschau und der Leichenöffnung eines Verstorbenen mit dem Verdacht oder einer bekannten EVD, als einer Erkrankung an einem Erreger der Risikogruppe 4, zu beachten sind.

Abstract

The Ebola virus disease (EVD), a hemorrhagic fever, disseminates in a previously unknown extent in West Africa. The lethality of the disease is high and approximately 5 % of deaths involve healthcare personnel. The international organizations are concerned and see an international threat in the current outbreak. Meanwhile, Ebola infected patients are now treated in Europe and the United States of America. The first infections in medical personnel occurred outside West Africa. As the first Ebola death has been recorded in Germany, the question arise what medical and legal aspects must be observed at post-mortem examination and autopsy of a deceased person with suspected or known EVD as a disease from a viral agent of risk group 4.

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Notes

  1. Das Parlament 2014, S. 9.

  2. Deutsches Ärzteblatt: Liberias Botschafterin Ethel Davis ruft zur internationalen Hilfe auf. http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/60530, worin Bertollini, ein Vertreter der WHO, mit folgenden Worten zitiert wird: „Ebola wird Business-Class fliegen und nicht über Flüchtlingsboote eingeschleppt werden“.

  3. Um Missverständnissen und einer irrationalen Angst vor schutzbedürftigen Flüchtlingen vorzubeugen, wird ausdrücklich hingewiesen, dass politisch Verfolgte nach den Maßgaben des Art. 16a GG und den gesetzlichen Bestimmungen in Deutschland das Recht auf Asyl genießen.

  4. So VG Regensburg, Urt. v. 02.09.2014 – RN 5 K 14.30021, das in der Ebola-Epidemie kein Abschiebeverbot gemäß § 60 Abs. 7 Satz 1 AufenthG sieht, „da es sich um eine allgemeine Gefahr handelt, die eine Vielzahl von Personen im Herkunftsland betrifft und diese Gefahr keine solch extreme Gefahr darstellt, dass eine Abschiebung in diesem Falle bedeutet, den Kläger gleichsam sehenden Auges dem sicheren Tod oder schwersten Verletzungen auszuliefern“.

  5. TRBA 462 3.2 Einstufung der Viren zu t4: „Wegen der Wirbeltierpathogenität können aus tierseuchenrechtlicher Sicht Sicherheitsmaßnahmen erforderlich werden, die vergleichbar mit den Sicherheitsmaßnahmen der Schutzstufe 4 ein Entweichen des Virus in die äußere Umgebung bzw. in andere Arbeitsbereiche verhindern“.

  6. Gesetz zu den Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) (IGV) vom 23. Mai 2005 vom 20. Juli 2007 (BGBl. 2007 II S. 930), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 21. März 2013 (BGBl. I S. 566).

  7. Gesetz zur Durchführung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) (IGV Durchführungsgesetz – IGV-DG) mit Wirkung vom 29.03.2013 in Kraft getreten.

  8. Deutsche Unfallversicherung (2007) BR-Regel – Benutzung von Schutzkleidung von April 1994 Aktualisiert 2007.

  9. Zum Beispiel DIN EN 374 Teil 1 Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen – Terminologie und Leistungsanforderungen.

  10. BVerfG, Beschl. vom 27.07.1993 – 2 BvR 1553/93; BVerfG, Beschl. vom 18.01.1994 – 2 BvR 1912/93, NJW 1994, 783 (783) NJW 1994, 783 (784).

  11. Um Missverständnisse zu vermeiden, soll hiermit keinerlei Diskriminierung Vorschub geleistet werden, sondern ist dieser Hinweis allein der aktuellen Verbreitung des Erregers im Oktober 2014 geschuldet, wobei die Fallbeispiele eindrucksvoll verdeutlichen, dass bei entsprechenden Verdachtsfällen ohnehin eine Reiseanamnese durch Angehörige, Dritte bzw. Dokumente erforderlich ist, gleich welche Hautfarbe der Verstorbene hat.

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  24. Zur besonderen Gefahrtragungspflicht siehe Wohlers W, Gaede K (2013) Begehen durch Unterlassen. In: Kindhäuser U, Neumann U, Paeffgen H-U (Hrsg) Strafgesetzbuch. §13 Rn. 17

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  27. Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration empfiehlt: „Jede Einrichtung, die in die Versorgung von Patienten mit V. a. eine hochkontagiöse Erkrankung involviert werden könnte, sollte über eine Grundausrüstung mit Schutzkleidung verfügen“. https://soziales.hessen.de/sites/default/files/HSM/schutzkleidung.pdf. Zugegriffen: 23. Okt. 2014

  28. http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/anamnesebogen.pdf. Zugegriffen: 23. Okt. 2014

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Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. M. Parzeller, S. Wicker, H.F. Rabenau, R. Zehner, M. Kettner und M.A. Verhoff geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

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Parzeller, M., Wicker, S., Rabenau, H. et al. Leichenschau und Leichenöffnung in den Zeiten von Ebola. Rechtsmedizin 25, 46–56 (2015). https://doi.org/10.1007/s00194-014-1007-9

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