Fragliche Selbstbeschädigung eines jungen Mädchens mit Säure

Zusammenfassung

Das aktive Zufügen klinisch relevanter körperlicher Schädigungen ist Symptom einer Vielzahl, meist psychiatrischer, Erkrankungen, von denen überwiegend junge Frauen betroffen sind. Bei der großen Bandbreite möglicher Verletzungsmuster stellt das Ritzen der Arme die bekannteste und häufigste Erscheinungsform dar. Vorgestellt werden die Verletzungen eines 15-jährigen Mädchens, das sich aus Versehen heißes Wasser über den Arm geschüttet und den Arm anschließend mit Fensterputzmittel eingesprüht habe. Am gleichen Tag sei ihr zudem noch ein Teller mit heißer Suppe in den Schoss gefallen. Bei der rechtsmedizinischen körperlichen Untersuchung fanden sich Verletzungen, die mit der Anamnese nicht zu vereinbaren waren: langstreifige parallele, „gemalt“ wirkende Verletzungen an linkem Unterarm und Handrücken sowie sich an den Innenseiten beider Oberschenkel gegenüberliegende Verletzungen. Durch Befragung einer Psychiaterin gab das Mädchen schließlich an, die Haut mit Aceton oder einer Säure verätzt zu haben.

Abstract

Self-injurious behavior is a symptom of a variety of psychiatric diseases and young women are mostly affected. There is a wide range of potential injury patterns but the most well known and most common manifestation is scarring of the arms. This article presents a case of self-mutilation by a 15-year-old girl who claimed to have accidentally poured hot water over her arm and then sprayed window-cleaning fluid on the wound. The same day a plate of hot soup had fallen on her lap. The forensic examination revealed injuries that were not consistent with this explanation with sketch-like injuries on the left forearm and back of the hand as well as two contralateral injuries on the inside of the thighs. During a psychiatric examination the girl finally admitted that she had brought about the injuries herself with acetone or an acid.