Zusammenfassung
Das menschliche Gebiss weist oftmals eine hohe individuelle Vielfalt auf, die nicht nur zur Identifizierung von unbekannten (verstorbenen) Personen eingesetzt wird, sondern auch zur Beurteilung möglicher Bissverletzungen. Dabei ist regelmäßig zu unterscheiden, ob es sich um eine Bissverletzung handelt, die zu Lebzeiten des Betroffenen oder erst nach dem Eintritt des Todes entstanden ist. Ein weiteres wichtiges Unterscheidungskriterium ist, ob es sich bei einer Bissverletzungen um die Beibringung durch einen Menschen oder durch ein Tier handelt. Neben dem Wundabrieb zur Sicherung von DNA-haltigem Material sollte zwingend eine fotografische Dokumentation erfolgen. Gegebenenfalls ist vom Wundgebiet ein (zahnärztlicher) Abdruck zu nehmen, um zu einem späteren Zeitpunkt das Gebiss des möglichen Täters mit den Verletzungen des Opfers zu vergleichen. Des Weiteren ist zu unterscheiden, ob es sich möglicherweise um eine sexuell motivierte Bissverletzung handelt, die freiwillig und einvernehmlich entstanden ist oder einen gewalttätigen Hintergrund hat. Auch im Rahmen von Gewalt gegenüber Kindern werden oftmals Bisswunden festgestellt, die von Bissverletzungen, die von Spielkameraden beigefügt wurden, zu unterscheiden sind. In seltenen Fällen werden Bissverletzungen als Selbstbeibringung beobachtet – dabei manchmal auch zum Vortäuschen einer Straftat.
Abstract
Human dentition often demonstrates a high degree of individual diversity, which can be used not only for the identification of unknown (deceased) individuals, but also to assess possible bite marks. It is important to establish whether a bite injury occurred ante- or postmortem. Another important distinction to be made is whether the bite injury is of human or animal origin. In addition to taking a smear sample of the bite injury in order to obtain DNA-containing material as evidence, photo documentation should be compiled. It is sometimes also necessary to create a dental imprint of the wound in order to compare the dentition of a suspect with the bite wound of the victim. Furthermore, a distinction needs to be made between whether a bite injury was sexually motivated and happened consensually, or whether it is of violent origin. Bite marks often found in the context of child abuse need to be differentiated from bite marks caused by peers. Self-inflicted bite injuries are seen in rare cases, occasionally inflicted to simulate a criminal offense.
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Grundmann, C. Bissverletzungen und Bissspuren. Rechtsmedizin 23, 53–66 (2013). https://doi.org/10.1007/s00194-012-0812-2
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