Grenzüberschreitende Rückführung von Auslandstoten

Zusammenfassung

Hintergrund

Aus dem Ausland nach Hamburg zurückgeführte Verstorbene müssen aus seuchenhygienischen Gründen vom Hafen- und Flughafenärztlichen Dienst (HÄD) der Gesundheitsbehörde freigegeben werden. Für unaufgeklärte oder nichtnatürliche Todesfälle gab es bisher kein einheitliches Verfahren.

Material und Methoden

Vorgenommen wurde eine retrospektive Auswertung der Leichenpässe der Jahre 1998 bis 2007, die dem HÄD vorgelegt worden waren. Zusätzlich wurden die Ergebnisse der äußeren Leichenschauen oder Sektionen im Hamburger Institut für Rechtsmedizin evaluiert. Alle in Leichenpässen angegebenen Diagnosen wurden als natürlich, nichtnatürlich oder unaufgeklärt klassifiziert.

Ergebnisse

Von 1998 bis 2007 wurden über den Hamburger Hafen oder Flughafen 515 Verstorbene aus dem Ausland repatriiert. Davon wurden 513 Fälle in die Studie aufgenommen. Nach Beurteilung der Leichenpässe waren 41% aller Fälle natürlicher Art. In 22% wurde die Todesart als nichtnatürlich, in 37% als unaufgeklärt klassifiziert. Wurde von 1998 bis 2006 lediglich 0,7% aller in diesem Zeitraum dem HÄD gemeldeten Todesfälle nicht freigegeben, so betrug die Quote im Jahr 2007, nach Einführung des neuen Verfahrens, 20,3% aller dem HÄD gemeldeten Auslandstoten. Insgesamt wurden nur 28 Verstorbene einer äußeren Leichenschau unterzogen; davon wurden 22 obduziert. In einem Fall stellte sich ein gemäß Angaben im Leichenpass als natürlich klassifizierter Todesfall in der Sektion als nichtnatürlich heraus. Von den 10 als nichtnatürlich klassifizierten Todesfällen bestätigte die Obduktion in 7 Fällen die Einteilung; in 3 Fällen ließ sich die Todesursache nicht klären. Von den 11 nach den Angaben im Leichenpass als unaufgeklärt klassifizierten Todesfällen erwiesen sich im Sektionsergebnis 8 als natürlich, 2 als nichtnatürlich, einer weiterhin als unaufgeklärt.

Schlussfolgerung

In den Leichenpässen findet sich ein hoher Anteil nichtnatürlicher, darüber hinaus ungeklärter Todesfälle. Letzteres liegt v. a. an den häufig geringen und nichtausreichenden Informationen in den Leichenpässen. Die Studie zeigt die Notwendigkeit für die Gesundheitsbehörden auf, bei der Entscheidung über eine Leichenfreigabe nicht nur seuchenhygienische, sondern auch forensische Aspekte zu überprüfen und die Kriminalpolizei sowie die Rechtsmedizin konsequent zu involvieren.

Abstract

Background

Due to international and national legislation all repatriated corpses from abroad have to be declared as being free from infectious diseases by the Public Health Authority. So far no standards are in place for the management of corpses with unnatural or unclear causes of death.

Methods

A retrospective review of corpse transport permits presented to the Public Health Authority in Hamburg between 1998 and 2007 was carried out. The causes of deaths were classified as natural/unnatural/unknown. Additionally all autopsies of repatriated corpses undertaken by the Institute of Forensic Medicine, Hamburg, were reviewed. The findings of the autopsies were compared with the stated causes of death in the corpse transport permits.

Results

From 1998 until 2007 a total of 515 corpses were repatriated to Hamburg from abroad via the airport and the shipping port and 513 cases were included in the study. The majority of deaths (41%) were related to natural causes of death and 22% were caused by accidents, injuries and other external causes. In 37% the cause of death was unclear. From 1998 until 2006 only 0,7% of all repatriated corpses were not approved for burial by the Public Health Authority, whereas in 2007 after the introduction of the new algorithm with consequent reporting of all unclear/unnatural causes of death to the police, the rate of non-approved corpses was 20,3%. From 1998 until 2007 only 28 corpses were examined in the Institute of Forensic Medicine and 22 cases were autopsied. In one case where the cause of death was classified as natural by the Port Health Authority, the cause of death was classified by the postmortem examination as unnatural. Out of 10 unnatural classified cases7 were confirmed as unnatural, 3 cases remained unclear according to an autopsy in the country of death, 11 unclear classified causes of death resulted in 8 natural, 2 unnatural and 1 unclear causes of death.

Conclusions

In this study the proportion of unclear and unnatural causes of death was very high. The high rate of unclear causes is mainly caused by insufficient information in the “corpse transport permits”. The study showed the necessity for the public health authorities to verify the stated causes of deaths not only from epidemic but also from forensic aspects. Unclear und unnatural causes of death should be consistently reported to the police authorities to decide about further forensic investigations.