Zusammenfassung
Es wird auf die Probleme eingegangen, die sich für den Rechtsmediziner als Sachverständigen zur Begutachtung der Schuldfähigkeit nach §§ 20 ff. StGB im Strafverfahren ergeben können. Bei fächerübergreifenden Fragestellungen und einer zunehmenden Spezialisierung ist bisweilen unklar, welcher Sachverständige über die notwendige Kompetenz verfügt, die primär von den individuellen Fach- und Sachkenntnissen des ärztlichen Sachverständigen und nicht von der formalen Zuordnung zu einer Facharztgruppe oder einem Facharztgebiet abhängt. Bei komplexen medizinischen Sachverhalten ermöglicht § 73 Abs. 1 StPO die Bestimmung weiterer Gutachter zur Begutachtung der Schuldfähigkeit.
Abstract
This article discusses the problems which can arise for forensic medical experts in questions of criminal responsibility according to §§ 20, 21 StGB in criminal court procedures. Due to complex interdisciplinary questions and increasing specialization, it can sometimes be difficult to find the appropriate expert with the necessary background for evaluating responsibility in criminal cases. The competence of a medical expert to answer complex interdisciplinary questions depends on individual expert knowledge and not on a formal association with a medical specialist group. According to § 73 I StPO, in cases involving complex medical circumstances the judge may also call additional experts for assessing criminal responsibility.
Literatur
Barton S (1983) Sachverständiger und Verteidiger. StV 2:73–81
Bernsmann K, Kisker K (1975) § 20 StGB und die Entschuldbarkeit von Delinquenz diesseits biologisch-psycho (patho)logischer Exkulpationsmerkmale. Monatsschr Kriminol 58:325–329
BGH Blutalkohol 2000, 48 (48)
BGH MDR/H 77, 106 aber aM LG Köln MDR 76, 684
BGH NStZ 1985, 14; 1987, 16; StV 88, 52
BGH NStZ 1988, 85 (86)
BGH NStZ 1989, 190 (191)
BGH NStZ 1992, 27
BGH NStZ 1994, 501
BGH NStZ 1997, 296
BGH NStZ/M 1984, 494; StV 1988, 52
BGH StV 1982, 54
BGH StV 1986, 285
BGH StV 1990, 8
BGH StV 1996, 4; NJW 1998, 2753
BGH StV 2000, 118 – 120
BGH VRS 39, 101
BGH, NJW 1982, 2009; StV 1984, 507
BGH, Urt. v. 7.1.1982, 4 StR 680/81
BGHSt 12, 18
BGHSt 2, 163 (166); 7, 82 (85)
BGHSt 23, 311; VRS 34, 344
BGHSt 3, 28
BGHSt 34, 355–361
BGHSt 34, 357; NStZ 1988, 85 (86)
BGHSt 9, 293
Böttger A, Kury H, Mertens R, Pelster C (1991) "Richter in Weiß" oder Gehilfe des Gerichts? Monatschr Kriminol 74:369–382
Burhoff D (1999) Handbuch für die strafrechtliche Hauptverhandlung, 3. Aufl. Verlag für die Rechts- und Anwaltspraxis, Herne Berlin, Rn. 769
Crefeld W (1994) Bedarf es einer Ethik des Sachverständigen? Ein Plädoyer, den "objektiven" durch den ärztlich engagierten Sachverständigen zu ersetzen. Recht Psychiatrie 12:102–108
Detter K (1998) Der Sachverständige im Strafverfahren? Eine Bestandsaufnahme. NStZ 2:57–61
Dittmann V (1998) Erfahrungen von Juristen mit psychiatrischen und rechtsmedizinischen Sachverständigen. In: Frank C, Mitterauer B (Hrsg) Aktuelle Probleme forensischer Begutachtung. Festschrift für Gerhart Harrer. Österreichischer Kunst- und Kulturverlag, Wien
Eisenberg U (2002) Beweisrecht der StPO, 4. Aufl. Beck, München, Rn. 1531
Endriß M (1994) Kriterien für die Auswahl des Gutachters—aus der Sicht eines Richters. Med Sach 90/2:64—68
Geerds F (1996) Aufgaben und Probleme des Rechtsmediziners in Strafsachen. Arch Kriminol 187:29–38
Gegenstand eines Beschwerdesachverhalts vor der Rechtsanwaltskammer Frankfurt am Main, Beschwerde II B 4407/00: Beschwerde wurde, u. a. mit Hinweis auf den Kampf um das Recht, der auch starke, eindringliche Ausdrücke und sinnfällige Schlagworte zulassen soll, zurückgewiesen
Herdegen G (1999) § 244. In: Pfeifer G (Hrsg) Karlsruher Kommentar, 4. Aufl. Beck, München, Rn. 28 mwN
Jähnke B (ab 1992) Leipziger Kommentar, 11. Aufl. de Gruyter, Berlin New York, § 20 Rn. 89 mwN
Karlsruhe VRS 80, 442
Koblenz VRS 36, 18
Krauß D (1985) Zur Haftung des psychiatrischen Sachverständigen im Strafprozess. StV12:512–517
Lenckner T, Perron W (2001) Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen. In: Schönke A, Schröder H (Hrsg) StGB-Kommentar, 26. Aufl. Beck, München, § 20 Rn. 45
LG Frankfurt NStZ-RR 1977, 366
Maisch H (1985) Fehlerquellen psychologisch-psychiatrischer Begutachtung im Strafprozess. StV:517–522
Maisch H, Schorsch E (1983) Zur Problematik der Kompetenz-Abgrenzung von psychologischen und psychiatrischen Sachverständigen bei Schuldfähigkeitsfragen. StV:32–38
Meininger I (1999) Nachtrunk und Rechtsprechung. Polizei 10:346–354
Meyer-Goßner L (2003) Kommentar zur Strafprozessordnung, 46. Aufl. Beck, München, § 73 Rn. 5; § 74 Rn. 1; § 244 Rn. 74b
Nedopil N (Hrsg) (1996) Forensische Psychiatrie. Beck, München, S. 12
Nedopil N (1999) Verständnisschwierigkeiten zwischen dem Juristen und dem psychiatrischen Sachverständigen. NStZ 9:433–439
OLG Düsseldorf StraFo 1998, 187
OLG Frankfurt NStZ-RR 1997, 366
OLG Hamm NStZ-RR 1998, 241
OLG Hamm VRS 90, 113
OLG Hamm, VersR 2001, 249 (249 f.)
OLG Karlsruhe BA 1993, 309
OLG Köln NJW 1982, 2132 (Leitsatz)
Pfeiffer G (2002) StPO-Kommentar, 4. Aufl. Beck, München, Vor §§ 72–93 Rn. 1
Rasch W (1982) Richtige und falsche psychiatrische Gutachten. Monatsschr Kriminol 65:257–269
Rasch W (1983) Der Stellenwert des Tatverhaltens bei der psychologisch-psychiatrischen Begutachtung. In: Gerchow J (Hrsg) Zur Handlungsanalyse einer Tat. Springer, Berlin Heidelberg New York, S 46–60
Rohde E-R (1988) Der medizinische Sachverständige und der Standard der medizinischen Wissenschaft. NJW 37:2285–2286
Sauer H (1998) Hat ein wissenschaftlich-medizinischer Gutachter auch Rechte? Wer schützt ihn vor ungerechtfertigten Angriffen oder Beleidigungen? Arzneim Ther Krit 30:17–20
Schlund G (2002) Der Arzt als Sachverständiger und Gutachter. In: Laufs A, Uhlenbruck W (Hrsg) Handbuch des Arztrechts, 3. Aufl. Beck, München, S 1028–1059
Schmitt B (1996) Zum Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen aus der Sicht des Strafrichters. Arch Kriminol 198:39–54
Schorsch E, Pfäfflin F (1981) Wider den Schulenstreit in der forensischen Psychiatrie. Monatsschr Kriminol 64:234–236
Schreiber H-L (1994) Rechtliche Grundlagen der psychiatrischen Begutachtung. In: Venzlaff U, Foerster KS (Hrsg) Psychiatrische Begutachtung: ein praktisches Handbuch für Ärzte und Juristen, 2. Aufl. Gustav Fischer, Stuttgart Jena, S 83–99
Sigusch V (1981) Über die methodische Armut der Schulpsychiatrie und ihren unverstellbaren Blick auf die Dinge. Monatsschr Kriminol 64:229–234
Täschner K-L (1980) Welcher Sachverständige ist für die Beurteilung des Geisteszustandes von Sexualdelinquenten zuständig? Die Spezialisierung der Medizin als richterliches Orientierungsproblem. Monatsschr Kriminol 63:108–115
Täschner K-L (1983) Klinische Psychiatrie und Sexualwissenschaft als forensische Erkenntnisquellen. Monatsschr Kriminol 66:389–390
Witter H (1983) Richtige oder falsche psychiatrische Gutachten? Anmerkungen zu einem Aufsatz von W. Rasch in Heft 5, 1982 (S. 257–269) dieser Zeitschrift. Monatsschr Kriminol 66:253–266
Wolff G (1983) Gutachterliche Kompetenz bei der Klärung der Schuldunfähigkeit oder: der Streit zwischen Psychiatrie und Psychologie, NStZ:537–540
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Parzeller, M., Bratzke, H. Gutachterauswahl und Gutachterkompetenz. Rechtsmedizin 13, 301–305 (2003). https://doi.org/10.1007/s00194-003-0216-4
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00194-003-0216-4