Patellofemorale Leiden zählen nach wie vor zu den großen Herausforderungen im Feld muskuloskeletaler Krankheiten. Sowohl hinsichtlich des zahlenmäßigen Auftretens von Patienten mit patellofemoralen Pathologien als auch hinsichtlich der Komplexität von Abklärung und Therapie.

Patellofemorale Leiden zählen zu den großen Herausforderungen im Feld muskuloskeletaler Krankheiten

Obwohl eine wesentliche Anzahl von Patienten mit chronischen vorderen Knieschmerzen keine objektivierbaren morphologischen Pathologien aufweist, sollte bei länger währenden Beschwerden immer eine fundierte Abklärung stattfinden. Dazu soll dieser Band eine Hilfestellung bieten. Für Anamnese, physische Untersuchung und Auswahl bzw. Auswertung der Bildgebung sollte man sich ausreichend Zeit nehmen.

Vielfach wird die Behandlung von Patienten mit patellofemoralen Leiden als mühsam und wenig befriedigend empfunden. Allerdings kann, wie bei den meisten Subspezialitäten, nach kurzer Einarbeitung die konservative und chirurgische Therapie von patellofemoralen Krankheiten sehr spannend sein. Dies nicht zuletzt aufgrund des breiten chirurgischen Spektrums, welches zur Anwendung gelangt. Im Feld der gelenkerhaltenden Chirurgie werden neben einer Vielzahl von unterschiedlichen Osteotomien (z. B. distale Femurosteotomie, Tuberositas-Osteotomie, Trochlea-Osteotomie) auch Bandplastiken (mediales patellofemorales Ligament, MPFL) und Knorpelrekonstruktionen eingesetzt. Seltenere Verfahren sind die Patellofemoralprothese (Knieteilprothese) und Streckapparat-Rekonstruktionen (z. B. Streckapparat-Allografts, Augmentationen mit Netzen oder Sehnen) welche in der Revisionsprothetik, aber auch beim nativen Knie vorkommen.

Wie bei jeder Subspezialität herrscht auch in der patellofemoral Chirurgie kein Stillstand. Brennende Fragen sind aktuell Indikation und Rechtfertigung von vertiefender Trochlea-Osteotomie im Fall einer Trochleadysplasie ohne Dislokationen, also bei Patienten mit Schmerzen und beginnender degenerativer Erkrankung. Ebenso spannend ist die Frage nach der Ausdehnung der Indikation der isolierten MPFL-Rekonstruktion im Fall von nur leichten ossären Pathologien (z. B. leichte Patella alta, gering pathologische TT-TG-Distanz). Heiß diskutiert wird auch, ob die TT-TG-Distanz nicht besser durch andere Parameter ersetzt werden sollte, weil diese nicht nur die Lateralisation der Tuberositas quantifiziert, sondern auch durch die Knierotation (Knieversion) und die Morphologie des distalen Femurs wesentlich bestimmt wird.

Ich wünsche Ihnen mit dieser Neuauflage des Heftes zur „Diagnostik von patellofemoralen Pathologien“ viel Erfolg im Namen des AGA Komitee Knie-Patellofemoral!

PD Dr. Michael Liebensteiner

Dr. Florian Dirisamer

PD Dr. Jannik Frings