Liebe Leserinnen und Leser,

unsere Welt, auch unsere berufliche Umgebung, ist digital. Während man in der Vergangenheit hierunter vor allem medizinische Tätigkeiten mit den Händen – abgeleitet von der lateinischen Bezeichnung für den Finger (digitus) – verstand, so wird im heutigen Sprachgebrauch digital meist in Abgrenzung zu analoger Technik verwendet. Dieser Paradigmenwechsel hält zunehmend auch in der von manuellen Tätigkeiten geprägten Orthopädie Einzug. Dabei erstrecken sich aktuelle digitale Innovationen beispielsweise auf die Bereiche der Telemedizin und Telerehabilitation, Gesundheits-Apps, Ganganalyse, Simulatoren für Aus- und Weiterbildung, Operationsplanung oder die Verlagerung medizinischer Tätigkeiten ins Metaversum. Derartige Entwicklungen begegnen damit auch den gesteigerten Anforderungen an das Gesundheitswesen im Spannungsfeld zwischen Patientensicherheit, Kosteneffizienz und Personalknappheit und sollen im vorliegenden Themenheft näher beleuchtet werden.

Milan Wolf, Felix Kosmalla und Stefan Landgraeber stellen digitale Maßnahmen als eine Chance dar, Patienten mit Funktionsstörungen des Bewegungsapparats wieder in den Alltag zu integrieren. Dabei werden von den Autoren telerehabilitative Systeme, Applikationen, Roborehabilitation und Mixed Reality als mögliche Ergänzungen zu bestehenden Versorgungsstrukturen in der muskuloskelettalen Rehabilitation näher beleuchtet.

Yannik Morscheid und Florian Pouessel untersuchen die verschiedenen Anwendungsszenarien von immersiven und Desktopsimulatorsystemen sowie digitalen Hilfsmedien wie Audio- und Video-Podcasts oder sozialen Plattformen in der orthopädisch-unfallchirurgischen Aus- und Weiterbildung. Deren Vor- und Nachteile und insbesondere die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten im Metaversum werden diskutiert.

In ihrem Beitrag zum Secure-App-Usage zeigen Florian Dittrich und Urs-Vito Albrecht auf, dass die fehlende Konsentierung in der Qualitätsevaluation von Gesundheits-Apps deren individuelle Bewertung erschwert. Dabei wird auch die Rechtslage bei ärztlichen Empfehlungen zur Verwendung unregulierter Gesundheits-Apps sowie jener Applikationen beleuchtet, die die Kriterien eines Medizinprodukts oder gar einer Digitalen Gesundheitsanwendung erfüllen.

Die instrumentelle Ganganalyse ermöglicht es, komplexe Bewegungsstörungen infolge muskuloskelettaler oder neurologischer Erkrankungen anhand von hochauflösenden Bewegungsdaten differenziert auszuwerten. Dominik Raab und Andrés Kecskeméthy legen dar, dass Ganganalysemessungen dabei weit über die konventionelle klinische Diagnostik hinausgehen und auch in klinischen Studien einen wertvollen Beitrag zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn liefern können.

Christian Juhra beschreibt neben der historischen Entwicklung der Telemedizin auch deren jetzige Möglichkeiten, Einsatzgebiete und potenziellen Nutzen. In diesem Beitrag werden zudem die Nutzeranbindung, Vergütung, Gesetzgebung, Humanfaktoren, Interoperabilität, Standardisierung, Leistungsindikatoren und Datenschutz als Erfolgsfaktoren für eine gewinnbringende Implementierung der Telemedizin hervorgehoben.

Die bildbasierte Planung operativer Eingriffe ist nicht nur in der Orthopädie und Unfallchirurgie unerlässlich. Inwieweit diese durch drei- und vierdimensionale Bildgebung, Finite-Elemente-Simulationen oder durch Methoden der erweiterten Realität (Augmented Reality) verbessert und erleichtert werden kann, ist Inhalt des Beitrags von Philipp Winter, Stephan Rother, Patrick Orth und Ekkehard Fritsch.

Richard Morsch, Stefan Landgraeber und Daniel Strauss werfen schließlich einen Blick in die Zukunft und zeigen auf, inwieweit innovative Entwicklungen auf den Gebieten der Neurotechnologie und des Metaversums die Grenzen der traditionellen medizinischen Versorgung überwinden und neue Perspektiven für die Orthopädie schaffen können. Dabei werden auch Herausforderungen wie Sicherheit und Akzeptanz oder die technischen Hürden dieser fortschrittlichen Technologien dargestellt.

Wir hoffen, dass dieses Themenheft zur Klärung einiger klinisch und wissenschaftlich relevanter Fragen hinsichtlich der bisherigen und zukünftigen Einsatzmöglichkeiten von Apps und digitale Hilfen im orthopädischen Alltag beitragen kann und wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Prof. Dr. med. Patrick Orth

Univ.-Prof. Dr. med. Stefan Landgraeber