Zusammenfassung
Hintergrund
Häufig auftretende Probleme bei der Versorgung mit Beinprothesen sind entweder für eine prothetische Versorgung nicht ausreichend belastbare Beinstümpfe oder unzureichend angepasste Prothesen. Aus diesem Grund ist auf politischer Ebene die Forderung gestellt worden, Behandlungspfade und einen Qualitätsstandard für die Versorgung von Menschen nach Beinamputationen zu erstellen.
Fragestellung
Wie kann ein gemeinsames, interdisziplinäres Vorgehen bei der Hilfsmittelversorgung entstehen? Führt eine interdisziplinäre Versorgung von Amputierten zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität?
Material und Methode
Es wurde ein Kompendium Qualitätsstandard im Bereich Prothetik der unteren Extremität erstellt und 2018 auf der OT World (Weltkongress für Orthopädie- und Reha-Technik) in Leipzig vorgestellt. Das Grundprinzip sind Behandlungspfade für die interdisziplinäre Versorgung aller Amputationsniveaus der unteren Extremität.
Ergebnisse
Entstanden ist ein Kompendium, das den derzeitigen „Goldstandard“ in der orthopädischen Versorgung nach Amputationen an der unteren Extremität darstellt. In dem Kompendium werden nicht nur die Behandlungspfade detailliert beschrieben, sondern auch Anforderungen an die Qualität des operativen Amputationsergebnisses, sowie die Ziele der Stumpfkonditionierung und die Anforderung an die Qualität der Prothesenversorgung gestellt. Über ein Ampelsystem werden Empfehlungen, Einschränkungen und Ablehnungen gegeben und auf diese Weise der „Goldstandard“ definiert.
Schlussfolgerungen
Wenn alle beteiligten Professionen (Ärzteschaft, Orthopädietechnik, Krankengymnastik) nicht getrennt voneinander, sondern tatsächlich gemeinsam mit der notwendigen Expertise und Routine jeweils ihren Anteil an der Versorgung erbringen, wird sich die Versorgungsqualität für die amputierten Menschen verbessern und gleichzeitig wird es zu einer Kosteneffizienz für das Gesundheitssystem kommen.
Abstract
Background
Frequently occurring problems in the fitting of leg prostheses are either, for a prosthetic fitting, insufficiently resilient leg stumps or insufficiently adapted prostheses. For this reason, there has been a demand at the political level to establish treatment pathways and a quality standard for the care of people after leg amputations.
Question
How can a joint, interdisciplinary approach to the provision of aids be developed? Does interdisciplinary care of amputees lead to an improvement in the quality of care?
Material and method
A compendium “Quality standard in the field of lower extremity prostheses” was compiled and presented at the OT World in Leipzig in 2018. The basic principle is treatment pathways for the interdisciplinary care of all amputation levels of the lower extremities.
Results
The result is a compendium that represents the current “gold standard” in orthopaedic care after lower limb amputations. The compendium not only describes the treatment paths in detail but also makes demands on the quality of the result of the surgical amputation, as well as the goals of residual limb conditioning and the demands on the quality of the fitting of the prosthesis. A traffic light system is used to make recommendations, restrictions and rejections, thus defining the gold standard.
Conclusions
If all the professions involved (doctors, CPOs, physiotherapists) do not work separately but rather together with the necessary expertise and routine, the quality of care for amputees will improve, and at the same time, the health care system will become more cost efficient.
Abbreviations
- BIV:
-
Bundesinnungsverband für Orthopädietechnik
- CAD :
-
„Computer-aided design“
- DGIHV :
-
Deutsche Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung
- GKV :
-
Gesetzliche Krankenkassen
- HMV :
-
Hilfsmittelverzeichnis
- MDK :
-
Medizinischer Dienst der Krankenversicherung
- PBSS :
-
Pohlig Bionic Socket System
Literatur
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Interessenkonflikt
L. Brückner ist als Berater für Amputations- und Prothesenfragen beschäftigt bei der Moritz Klinik Bad Klosterlausnitz. Einmal pro Monat Beratung bei der Firma ORTHOVITAL in Leipzig zu Amputations- und Prothesenfragen. Ein Interessenskonflikt im Zusammenhang mit der Veröffentlichung besteht nicht. O. Gawron gibt an, dass er als Orthopädietechnik-Meister und Business-Unit-Leiter Prothetik in der Geschäftsleitung für die POHLIG GmbH, 100 %ige-Tochtergesellschaft der Ottobock Medicalcare GmbH Berlin, tätig ist. Ein finanzieller Interessenkonflikt zu diesem Artikel besteht nicht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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Brückner, L., Gawron, O. Behandlungspfade in der exoskelettalen prothetischen Versorgung der unteren Extremitäten. Orthopäde 50, 44–50 (2021). https://doi.org/10.1007/s00132-020-04040-1
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00132-020-04040-1