Zusammenfassung
Die Behandlung von Patienten mit akuten Rückenschmerzen gewinnt aufgrund der hohen Inzidenz zunehmend an Bedeutung. Es können jedoch auch hoch akute Krankheitsbilder aus anderen Fachabteilungen primär mit Rückenschmerzen symptomatisch werden und so irrtümlich zur Konsultation eines Orthopäden führen. Um eine adäquate Versorgung möglicherweise kritischer Patienten zu gewährleisten, ist es zwingend erforderlich, anhand einer strukturierten Anamnese, Untersuchung und Diagnostik lebensbedrohliche Differenzialdiagnosen auszuschließen. Je nach Verdachtsdiagnose sollten notwendige Erstmaßnahmen sowie eine notfallmäßige Überweisung in die entsprechende Fachabteilung eingeleitet werden. Der Artikel gibt eine Übersicht über ausgewählte Krankheitsbilder und riskiert einen Blick über den Tellerrand der Orthopädie hinaus.
Abstract
The treatment of patients with acute back pain is becoming increasingly more important due to the high incidence; however, acute clinical pictures from other disciplines can also primarily be symptomatic with back pain and falsely lead to a consultation with an orthopedist. In order to assure an adequate treatment of potentially critical patients, it is absolutely necessary to exclude life-threatening differential diagnoses by a structured study of the patient history, investigations and diagnostics. Depending on the suspected diagnosis, necessary first aid measures and emergency referral to the appropriate specialist department should be initiated. This article gives an overview of selected clinical pictures and tries to look beyond the field of orthopedics.
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Autoren
K. Fischer gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. Nichtfinanzielle Interessen: Berufliche Tätigkeit: Assistenzärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie/Orthopädische Universitätsklinik Friedrichsheim (Frau Prof. Meurer), aktuell in Rotation (01.01.2019–31.06.2020) in der Unfall‑, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Universitätsklinikum Frankfurt (Herr Prof. Marzi) | Mitgliedschaften: DGOU, DGOOC, AGA.
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Für diesen Beitrag wurden vom Autor keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. Für Bildmaterial oder anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts, über die Patienten zu identifizieren sind, liegt von ihnen und/oder ihren gesetzlichen Vertretern eine schriftliche Einwilligung vor.
Additional information
Wissenschaftliche Leitung
C. Chiari, Wien
H. Gollwitzer, München
J. Grifka, Bad Abbach
M. Jäger, Essen
A. Meurer, Friedrichsheim
D. Pape, Luxemburg
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Die Behandlung von Patienten mit akuten Rückenschmerzen in der Orthopädie gewinnt aufgrund der hohen Inzidenz zunehmend an Bedeutung. Wie viel Prozent der Deutschen klagen mindestens 1‑mal lebenszeitlich über Rückenschmerzen?
Etwa 55 %
Etwa 65 %
Etwa 75 %
Etwa 85 %
Etwa 95 %
Die Aortendissektion ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild und kann sich durch einen akut auftretenden Rückenschmerz äußern. Was stellt den Goldstandard der Diagnostik dar?
Transösophageale Echokardiographie
EKG (Elektrokardiogramm)
CT(Computertomographie)-Angiographie
Transthorakale Echokardiographie
Labor inklusive D‑Dimere
Zu Ihnen wird kurz vor Dienstende per Rettungswagen eine 75-jährige Patientin mit plötzlich aufgetretenen Rückenschmerzen seit wenigen Stunden ohne Trauma gebracht. Aufgrund vorliegender Risikofaktoren denken Sie an eine Aortendissektion. Warum müssen Sie schnell handeln?
Zeitnahes Dienstende
Stärkste Schmerzen
Ökonomische Faktoren
Wünsche der Angehörigen
Gefahr der Ruptur
Aktuelle Angaben in der Literatur zu Mortalität und Therapieempfehlungen der Aortendissektion orientieren sich an der Klassifikation nach Stanford. Was ist zutreffend?
Die Typ-A-Dissektion betrifft nur die Aorta ascendens.
Die Typ-B-Dissektion betrifft nur die Aorta descendens.
Die Typ-B-Dissektion stellt per se eine Operationsindikation dar.
Die Typ-A-Dissektion hat eine bessere Prognose als die Typ-B-Dissektion.
Die Mortalität der Typ-B-Dissektion liegt bei ca. 20 %.
Die Diagnose eines akuten Myokardinfarkts kann durch atypische Symptome erschwert und verzögert werden. Bei welchen Patientengruppen treten diese insbesondere auf?
Frauen
Hypertoniker
Adipositaspatienten
Kardiomyopathiepatienten
Alkoholiker
Ein mehrfach am Herzen voroperierter Patient kommt mit akuten Rückenschmerzen zu Ihnen in die orthopädische Sprechstunde. Welche Primärdiagnostik leiten Sie ein, um einen erneuten Myokardinfarkt auszuschließen?
Belastungs-EKG (Elektrokardiogramm)
Labor mit CK (Kreatinkinase) gesamt, CK-MB („muscle-Brain type CK“) und BNP (B-Typ-natriuretisches Peptid)
Echokardiographie
Herzkatheter
12-Kanal-EKG (Elektrokardiogramm) und Troponin
Bei einem Patienten bestätigt sich der Verdacht auf einen ST-Strecken-Hebungsinfarkt. Sie alarmieren sofort einen qualifizierten Transport in ein Zentrum mit Herzkatheterlabor. Er teilt Ihnen mit, in 5 min vor Ort zu sein. Was tun Sie zwischenzeitlich?
Einen alternativen, schnelleren Transport suchen
Die Angehörigen informieren
Einen bekannten internistischen Kollegen um Rat bitten
Eine Fibrinolysetherapie beginnen
Erstmaßnahmen (u. a. Monitoring, Analgesie, Acetylsalicylsäure-/Heparin-Gabe, symptomatische Therapie) durchführen.
Welches orthopädische Krankheitsbild kann aufgrund seiner Schmerzqualität und -lokalisation mit einer akuten Extremitätenischämie verwechselt werden?
Bandscheibenvorfall
Spondylodiszitis
Blockade des Iliosakralgelenks
Wirbelkörperfrakturen
Spondylarthritis
Welches Symptom ist typisch für den akuten arteriellen Verschluss einer Extremität und verbirgt sich neben Schmerz, Pulslosigkeit, Schock, Bewegungseinschränkung und Sensibilitätsstörung hinter den bekannten 6 P nach Pratt?
Juckreiz
Schwellung
Blässe
Rötung
Erosionen
Sie haben bei einem orthopädischen Patienten den Verdacht auf ein akutes Krankheitsbild aus einem anderen Fachgebiet. Was ist Ihr Ziel?
Telefonische interdisziplinäre Diagnosefindung
Ausschluss von Ursachen im Bereich der Wirbelsäule
Vervollständigung von Diagnostik
Erstversorgung bis zum notfallmäßigen Transport in die entsprechende Abteilung
Selbstständige Therapiedurchführung
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Fischer, K. Differenzialdiagnose akuter Rückenschmerz und Abgrenzung zu anderen Fachgebieten. Orthopäde 48, 1061–1072 (2019). https://doi.org/10.1007/s00132-019-03834-2
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00132-019-03834-2
Schlüsselwörter
- Kardiovaskuläre Erkrankungen
- Aortendissektion
- Myokardinfarkt
- Akute Extremitätenischämie
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit