Neben Folgezuständen nach Traumata und Tumorrekonstruktionen ist die Infektion von Endoprothesen eine zunehmend häufigere Ursache von knöchernen Defekten. Die Eradikation der Infektion ist zusammen mit der Rekonstruktion des Knochenlagers für die langfristige knöcherne Verankerung und die funktionelle Wiederherstellung von entscheidender Bedeutung.

Systemisch applizierte Antibiotika erreichen nur geringe Konzentrationen im Transplantatlager

Die Kombination von Knochenersatz und antibakterieller Wirkung kann mit verschiedenen Werkstoffen und Implantaten unterschiedlicher primärer Belastungsstabilität erreicht werden. Die Verwendung autologen Knochens sowie allogener oder synthetischer Knochenersatzstoffe bietet die potenzielle Möglichkeit einer ossären Integration für zementfreie Revisionsimplantate ebenso wie für das „Impaction bone grafting“. Für zementierte Revisionen ist der Einsatz von Antibiotika etabliert. Entsprechend der intraoperativen Situation kann eine zementfreie Revision jedoch vorteilhaft sein. Die Manuskripte zum Themenheft beleuchten die aktuellen wissenschaftlichen Aspekte der lokalen Applikation von Antibiotika unter besonderer Berücksichtigung von Knochenersatzmaterialien als Trägersubstanzen. Die Auswahl der Beiträge von Experten verschiedener Bereiche bietet einen umfassenden Überblick über den derzeitigen Stand der Erkenntnisse hinsichtlich der klinischen Anwendung und schließt an die Thematik des Themenheftes des Vorjahres zu biologischen Rekonstruktionsmöglichkeiten von knöchernen Defekten an.

Systemisch applizierte Antibiotika erreichen nur eine geringe Konzentration im Transplantatlager und in entzündlich veränderten Knochenstrukturen. Die Mikrostruktur allogenen Knochens bedingt im Vergleich zum PMMA(Polymethylmetacrylat)-Zement und anderen Implantaten mit höherer Dichte einerseits eine geringere primäre Belastungsstabilität, andererseits wird die rasche lokale Freisetzung höherer Antibiotikakonzentrationen ermöglicht. Dies ist für die Vermeidung einer Biofilmbildung und einer wirkungsvollen antibiotischen Therapie von erheblicher Bedeutung, zudem ist PMMA-Zement nicht mit allen Antibiotika kompatibel. Die spongiöse Struktur von nativen, lyophilisierten und thermodesinfizierten allogenen Knochentransplantaten erscheint – unabhängig von der jeweiligen Aufbereitungsprozedur – wesentlich für die Freisetzungskinetik von Wirkstoffen zu sein. Einheitliche Vorgaben zur Beladung von allogenen Knochen mit Antibiotika und zur klinischen Anwendung fehlen derzeit. Die Antibiotikumbeschichtung kann unter Laborbedingungen hinsichtlich der Freisetzungskinetik modifiziert werden, um neben einer raschen initialen Freisetzung zugleich eine prolongierte Wirkung zu erzielen.

Die nachfolgenden Arbeiten zeigen den aktuellen Kenntnisstand zur Behandlung und Vermeidung von Knocheninfektionen und diskutieren mögliche zukünftige Behandlungsoptionen. Die individuelle optimale Auswahl eines Behandlungsansatzes aus der Vielzahl der möglichen Verfahren steht weiterhin im Vordergrund. Wir hoffen, das Themenheft gibt Ihnen relevante Informationen, die im jeweiligen Einzelfall beste Behandlung durchzuführen. Herzlicher Dank gebührt allen Autoren an der Zusammenstellung der relevanten Themen und deren interessanter Ausgestaltung mit langjähriger Expertise. Wir hoffen somit, Ihr Interesse am Weiterlesen geweckt zu haben, und gleichzeitig die Diskussion um weitere Entwicklungen in diesem Bereich anzuregen.

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Dr. Christian Fölsch

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Prof. Markus Rickert