Skoliosen gehören zu den häufigsten Deformitäten der Wirbelsäule. Bei Patienten mit einer Skoliose wirken an der Wirbelsäule durch die Schwerkraft unterschiedliche Drehmomente an Wirbelkörpern, Bandscheiben und ligamentären Strukturen. Neben dieser geänderten Biomechanik, resultiert an der im Wachstum befindlichen Wirbelsäule ein Fehlwachstum der anatomischen Strukturen, sodass die Fehlstellung der Wirbelsäule bis zum Wachstumsabschluss zunimmt und gegebenenfalls auch darüber hinaus progredient ist.

Die Prävalenz der Skoliose im Wachstumsalter beträgt weltweit ca. 2–3 %. Der überwiegende Anteil davon tritt in der Adoleszenz auf. Weitaus seltener entstehen Skoliosen bereits im Kindesalter. Während die Ursache in der Adoleszenz häufig idiopathisch ist, sind Skoliosen im Kindesalter oft strukturell-morphologisch, neurogen oder syndromal bedingt. Entsprechend unterscheiden sich Skoliosen im Wachstumsalter, neben dem Lebensalter zum Zeitpunkt ihrer Erstdiagnose, in Kausalität, Ausmaß und Verlauf.

Skoliosen unterscheiden sich je nach Alter in Kausalität, Ausmaß und Verlauf

Die vorgenannten Kriterien finden Eingang in die Auswahl des Therapieverfahrens, wobei konservative Therapien schwerpunktmäßig physiotherapeutische Maßnahmen und Korsettversorgungen umfassen. Das breite operative Spektrum berücksichtigt in der heutigen Zeit die vorgenannten Kriterien durch moderne adaptierte Versorgungstechniken.

Das übergeordnete Ziel der Skoliosetherapie ist es, neben den kosmetischen Aspekten, Rückenschmerzen sowie eine, bei stärkster Verkrümmung potentiell mögliche Organdysfunktion aufgrund thorakaler oder abdomineller Volumenminderung zu verhindern.

Der zeitgerechte Therapiebeginn ist entscheidend, um die Progredienz der Skoliose zu verhindern und die Notwendigkeit einer Eskalation der Therapiemaßnahmen ins operative Spektrum zu vermeiden.

Die Skoliose des Heranwachsenden verdient deshalb eine besondere Aufmerksamkeit. Eine suffiziente medizinische Diagnostik und adaptierte therapeutische Maßnahmen sind erforderlich.

Die Beiträge im vorliegenden Themenheft bilden den aktuellen medizinischen Wissensstand zu den Pathomechanismen, Klassifikationen, diagnostischer Verfahren und konservativen sowie operativen Therapiemaßnahmen ab. Als Update oder Weiterbildung geben sie dem interessierten Leser einen zusammenfassenden Überblick über das orthopädisch relevante Themengebiet der Skoliose.

Prof. Dr. M. Tingart

Dr. A. Schulze

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FormalPara Interessenkonflikt

M. Tingart und A. Schulze geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.