Der allgemeine Trend zu gering invasiven Verfahren in allen chirurgischen Disziplinen hat auch in der orthopädischen Onkologie zu einer Forcierung minimal-invasiver Techniken geführt. Unter Berücksichtigung onkologischer Kriterien konnte dieser Trend besonders im Bereich von Knochenmetastasen verschiedener Karzinome und von Systemkrankheiten umgesetzt werden, während in der chirurgischen Behandlung von primär malignen Knochen- und Weichteiltumoren die Anwendungsmöglichkeiten auf Ausnahmefälle beschränkt blieben.

Forcierung minimal-invasiver Techniken

Die Behandlung von Patienten mit Knochenmetastasen stellt eine besondere Herausforderung dar, gilt es doch, mit einem minimalen und schonenden Eingriff die Patienten von Schmerzen zu befreien und die Funktion wieder herzustellen. Der Lebensqualität kommt bei dieser Patientengruppe mit beschränkter Lebenserwartung eine besondere Bedeutung zu, sodass die exakte Einschätzung der Prognose und folglich die Auswahl des adäquaten Verfahrens die sofortige und dauerhafte Erreichung obiger Ziele garantieren und für die verbleibende Lebenszeit eine sichere, stabile Rekonstruktion mit lokaler Tumorkontrolle gewährleisten sollte. Für die Erreichung dieser Zielvorgaben sind Kenntnisse der einzelnen Identitäten, sowie der zahlreichen adjuvanten Therapieverfahren erforderlich, um eine auf die individuelle Situation angepasste Methode auswählen zu können.

Diese wichtigen Aspekte werden in den einzelnen Publikationen detailliert abgehandelt. So widmet sich eine Arbeit der Prognoseabschätzung, die für die Auswahl des adäquaten operativen onkologischen Verfahrens, v. a. der Differenzierung, wann ein intra- oder extraläsionales Vorgehen zur Anwendung kommen sollte, unumgänglich ist.

Die Verfahrenswahl bei Fraktur im Extremitätenbereich wird in einer weiteren Arbeit detailliert analysiert und im Besonderen zwischen intra- und extramedullären Kraftträgern differenziert. Zwei weitere Beiträge widmen sich minimal-invasiven Techniken. So werden einerseits die Indikationsstellung, sowie die Erfolgsaussichten der Zementaugmentation von Wirbelmetastasen mittels Vertebroplastie oder Kyphoplastie umfassend aufgearbeitet und die Limitierung der Technik bzw. Kontraindikationen hervorgehoben. Weniger bekannt ist die Radiofrequenzablation von Knochenmetastasen, die als minimal-invasives Verfahren eine wertvolle Ergänzung im Behandlungsspektrum darstellt. Interessant ist, dass von beiden Autoren als Zukunftsaspekt die Kombination von ablativen und stabilisierenden minimal-invasiven Verfahren in Aussicht gestellt wird.

Schließlich sollten noch in der Arbeit über Bisphosphonate Informationen über die unterschiedliche Wirksamkeit der einzelnen Substanzen, sowie deren gegenwärtigen evidenzbasierten Gebrauch bei Knochenmetastasen vermittelt werden. Während die antiresorptive Wirkung hinlänglich bekannt ist, wird besonders der durch immer mehr präklinische und klinische Studien bewiesene antitumoröse Effekt in den Vordergrund gestellt. Diese aktuellen Erkenntnisse über die Verhinderung, Reduktion und Verzögerung tumorbedingter Komplikationen des Skelettes sind für den onkologisch tätigen Orthopäden unabdingbar.

R. Windhager