Zusammenfassung
Den klinisch sehr häufigen und oft schwer zu therapierenden peripheren Schmerzsyndromen, die für die Patienten meistens sehr belastend sind und unter Umständen längere Arbeitsunfähigkeitszeiten und längere Ausfallzeiten im Sport verursachen, liegen sehr komplexe neurophysiologische Vorgänge zugrunde. Immer sind alle Stationen des schmerzverarbeitenden Systems betroffen, weshalb solche Phänomene in der Peripherie, an der Wirbelsäule und zentralnervös exploriert werden müssen. Die Behandlung muss im Sinne eines umfassenden schmerztherapeutischen Konzepts alle möglichen betroffenen Strukturen und Schaltstationen im Auge haben. Andernfalls droht die so oft geübte und wenig effiziente serielle Monotherapie, die bei peripheren Schmerzsyndromen genauso ineffizient und genauso chronifizierungsgefährdend ist wie bei den Schmerzphänomenen der Wirbelsäule. An den unteren Extremitäten kommt der biomechanisch-funktionelle Diagnostik ein hoher Stellenwert zu. Diese, dem Orthopäden eigentlich vertraute Betrachtungsweise eröffnet eine klare Zuordnung der geklagten Schmerzen und Funktionsstörungen und gestattet eine zielführende Therapie.
Abstract
The bases for peripheral pain syndromes of the musculoskeletal system, which are common and often difficult to treat, involve complex neurophysiologic changes. They are generally very troublesome for the patient and result in long-term disability and absence from work and sport activities. As all levels of the pain perception system are involved, evaluation has to take place at the peripheral, spinal and central nervous system levels. Treatment requires a concept including all affected structures. If this is not the case, an inefficient series of monotherapies often results, which increases the risk of pain chronification in these patients similar to the situation found for low back pain. The biomechanical-functional aspect is of great importance for the lower extremities. This point of view, which is familiar to the orthopedist, reveals a clear connection between pain and disturbed function, permitting a clear concept for a successful therapy.
Literatur
Ahlgrimm E (2000) Zur Bedeutung von auffälligen Befunden in der allgemeinen klinischen und apparativen Muskelfunktionsdiagnostik. Manuelle Medizin 38: 188–191
Brügger A, Rhonheimer (1967) Pseudoradiculäre Syndrome des Stammes. Huber, Bern
Drerup B, Ellger B, Meyer zu Bentrup F, HierholzerE (2001) Rasterstereographische Funktionsaufnahmen – eine neue Methode zur biomechanischen Analyse der Skelettgeometrie. Orthopäde 30: 242–250
Gunn CC (1997) The Gunn approach to the treatment of chronic pain. Churchill Livingstone, New York London Tokyo
Janda V (2000) Manuelle Muskelfunktionsdiagnostik, 4. überarbeitete Aufl. Urban & Fischer, München Jena
Locher H (2005) Neurophysiologische Grundlagen der Manuellen Medizin. In: Heimann D, Lawall J (Hrsg) Leitfaden Manuelle Therapie. Urban & Fischer, München Jena
Mense S (2003) Was ist das Besondere am Muskelschmerz. Der Schmerz 17: 459–463
Schulze B (2004) Die Muskulatur in Untersuchung und Behandlung aus Sicht der ÄMM. Manuelle Medizin 42: 220–223
Travell JG, Simons DG (Ausgabe 2000) Handbuch der Muskel-Triggerpunkte. Urban & Fischer, München Jena
VasiljevaL F (2005) Nichtoptimierte Körperhaltung als Ursache für die Migration des Schmerzsyndroms. Manuelle Medizin 43: 257–260
Wiemann K, Klee A, Stratmann M (1998) Filamentäre Quellen der Muskel-Ruhespannung und die Behandlung muskulärer Dysbalancen. Dtsch ZS Sportmed 48: 111–118
Zichner L, Engelhardt M, Freiwald J (1998) Neuromuskuläre Dysbalancen. Novartis, Nürnberg
Zieglgänsberger W (2005) Grundlagen der Schmerztherapie. In: Junker U, Nolte T (Hrsg) Grundlagen der speziellen Schmerztherapie. Urban & Vogel, München
Rauber/Kopsch (1987) Anatomie des Menschen, Bd 1, Bewegungsapparat. Thieme, Stuttgart, S 183
Interessenkonflikt
Es besteht kein Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentation des Themas ist unabhängig und die Darstellung der Inhalte produktneutral.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Ljutow, A., Locher, H. Periphere Schmerzsyndrome. Orthopäde 36, 41–48 (2007). https://doi.org/10.1007/s00132-006-1034-7
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00132-006-1034-7
Schlüsselwörter
- Muskuloskelettale Schmerzen
- Neurophysiologie des Schmerzes
- Segmentale Dysfunktion
- Schmerzsyndrome obere und untere Extremität
- Schmerzanalyse