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Neurologische Grundlagen der Sexualität

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Der Urologe B

Zusammenfassung

Störungen der Sexualität sind in ca. 10% aller Fälle auf Veränderungen im Bereich der neurophysiologischen Grundlagen der Sexualfunktion zurückzuführen. Der komplexe, regelhafte sexuelle Reaktionszyklus kann dabei an verschiedenen Stellen gestört sein. Physiologisches Korrelat der Erregungsphase beim Mann ist die Erektion, die über somatosensible Afferenzen vor allem von der Glans penis sowie eine sakrale parasympathische Efferent, jeweils eine sympathische thorakolumbale erektile und antierektile Efferent und vom Gehirn absteigende, psychogen zu modulierende erektile und antirektile Efferenzen gesteuert wird. Dabei kommt es zu komplexen Veränderungen der Durchblutung, die durch Abnahme des arteriellen Gefäßwiderstands und Zunahme des venösen Gefäßwiderstands gekennzeichnet sind. Die Erregungsphase der Frau ist ebenfalls vor allem durch Veränderungen der lokalen Durchblutung gekennzeichnet, wobei die zugrundeliegenden Afferenzen und Efferenzen ähnlich verlaufen und sich lediglich durch das fehlende Ansteigen des venösen Gefäßwiderstands unterscheiden. Der Orgasmusphase entspricht beim Mann Emission und Ejakulation, die 1. mittels eines sympathischen und 2. eines somatischen Reflexmechanismus gesteuert werden. Somatosensible Afferenzen führen zur Erregung thorakolumbaler sympathischer Efferenzen, diese zur Kontraktion adrenerg innervierter glatter Muskulatur und zur Emission des Samens. Die eigentliche Ejakulation wird durch Afferenzen aus der Prostata und Urethra interna ausgelöst und führt reflektorisch über das Sakralmark zu rhythmischen Kontraktionen glatter (sympathische Efferenz) und quergestreifter (somato-motorische Efferenz) Muskulatur. Störungen können in Form einer ausbleibenden Ejakulation oder retrograden Ejakulation auftreten. Durch vergleichbare Mechanismen kommt es auch bei der Frau zu sympathisch und somatomotorisch gesteuerten rhythmischen Muskelkontraktionen als Orgasmuskorrelat. Eine primäre Anorgasmie kommt bei Männern seltener als bei Frauen vor. Störungen im Frontalund Temporallappen, im limbischen System und im Hypothalamus können zu zentral vermittelten Störungen der Sexualität und zu Veränderungen der Libido führen.

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von Giesen, HJ. Neurologische Grundlagen der Sexualität. Der Urologe B 37, 30–35 (1997). https://doi.org/10.1007/s001310050058

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