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Im Kindesalter besteht eine hormonal bedingte verminderte Resistenz gegen eine Vielzahl von Keimen. Dermatosen und Infektionen in diesem Alter werden aber häufig übersehen.
Eine auch im Kindesalter nicht selten auftretende Dermatose ist der Lichen sclerosus, eine nichtentzündliche, nichtneoplastische Erkrankung ungeklärter Ätiologie im Vulvabereich. Hauptsächlich an den bekannten Prädelektionsstellen auftretend, kann die Psoriasis vulgaris sich auch an der Vulva manifestieren.
Labiensynechien können sich bei relativem Östrogenmangel in der Ruheperiode bilden. Sie können nach lokaler Behandlung mit östriolhaltigen Salben vorsichtig digital gelöst werden.
Unter den entzündlichen Vulvaerkrankungen im Kindesalter ist die unspezifische Vulvovaginitis besonders häufig. Primäre Ursachen sind äußere, mechanische Irritationen und/oder mangelnde Hygiene.
Spezifische Infektionen sind durch den jeweiligen Erreger definiert. Symptome und Befunde entsprechend weitgehend denen des Erwachsenenalters. Auch im Kindesalter gibt es Candida-Infektionen, besonders bei schweren Allgemeinerkrankungen, Antibiotikatherapie und Diabetes mellitus.
Fehlbildungen und Anomalien bilden eine weitere Gruppe von Erkrankungen im Kindesalter. Hymenalatresien machen sich durch zum Zeitpunkt der Menarche auftretende Beschwerden bemerkbar: Molimina menstrualia, Hämatokolpos, Hämatometra. Die Therapie besteht in der Inzision des Hymen.
Schwere Hemmungsmißbildungen, z. B. das Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom, sind mit Nieren- und Skelettfehlbildungen vergesellschaftet. Sehr selten sind maligne Tumoren im Vulva- und Vaginalbereich. Sie sollen in onkologischen Zentren behandelt werden.
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Golombowski, G., Anthuber, S. & Anthuber, C. Vulvaerkrankungen im Kindesalter. Gynäkologe 31, 558–565 (1998). https://doi.org/10.1007/s001290050297
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001290050297