Was die innere Situation der schwangeren Frau betrifft, so kommt es nicht selten vor, daß zwar bewußt das Kind gewünscht wurde, unbewußt aber eine Reihe von Ängsten und Sorgen damit verbunden sind. Es läßt sich immer wieder feststellen, daß selbst Kinderwunschpatientinnen, die über Jahre eine Kinderwunschbehandlung hinter sich haben, nach Eintritt der Schwangerschaft große Unsicherheiten verspüren und auch an einer Ecke Ablehnung gegenüber der Schwangerschaft erleben. Auf der anderen Seite ist es bekannt, daß Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch später spüren, daß sie in tiefen Schichten doch Kinderwunsch hatten. Diese Phänomen ist allgemein unter dem Ausdruck "Ambivalenz in der Schwangerschaft" bekannt. Dieses für die frühe Schwangerschaft durchaus gespaltene Gefühlserleben entwickelt sich in der Regel mit zunehmender Schwangerschaftsdauer in Richtung einer mehr und mehr uneingeschränkten Akzeptanz der neuen Situation. Wichtige Kristallisationspunkte für die zunehmende Identifizierung mit der Schwangerschaft sind dabei häufig das erste Erkennen des Embryos bzw. Feten am Ultraschallbild, oder besonders deutlich die ersten Kindsbewegungen.
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Stauber, M. Psychosomatische Probleme in der Schwangerschaft und im Wochenbett. Gynäkologe 31, 103–118 (1998). https://doi.org/10.1007/s001290050232
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001290050232