Zusammenfassung
Das ovarielle Überstimulationssyndrom (OHSS) ist die häufigste Komplikation der assistierten Reproduktion. Da eine kausale Therapie derzeit nicht bekannt ist, liegt der bedeutendste therapeutische Ansatz in der Prävention. Die Selektion von Risikokollektiven, individuelle ovarielle Stimulation bei Risikopatientinnen mit engem Zyklusmonitoring (Ultraschall, E2-Serumspiegel) und die situationsgerechte Dosisanpassung des hMG in Verbindung mit risikoadaptierter Ovulationsinduktion, ggf. Kryokonservierung von Pronukleusstadien, können das Risiko für die Entwicklung eines OHSS deutlich reduzieren. Die Behandlung des OHSS besteht im wesentlichen in symptomatischen Maßnahmen, die sich in erster Linie auf die Vermeidung einer Hämokonzentration mit dem Risiko einer Thromboembolie konzentrieren. Hier kommt dem frühzeitigen Erkennen der Hämokonzentration mit entsprechender umgehender adäquater Flüssigkeitssubstitution eine Schlüsselfunktion zu. Gleichzeitig sich entwickelnde Pleuraergüsse, Aszites und eine Ödemneigung dürfen den Kliniker nicht auf eine falsche Fährte führen und, wie häufig beobachtet zu einer Flüssigkeitrestriktion veranlassen. Eine adäquate Thromboseprophylaxe sowie die Unterstützung der Nierenfunktion ggf. mit Dopamin sind wichtige Begleitmaßnahmen. Stieldrehung einer Adnexe, inflammatorische Prozesse nach transvaginaler Follikelpunktion und unmittelbare postoperative Blutungskomplikationen sind sehr selten. Die klinischen Bilder sind zumeist eindeutig, sehr charakteristisch und bedürfen einer umgehenden Intervention. Die Laparoskopie ermöglicht eine schnelle, wenig invasive Diagnostik, dennoch sollte der Kontakt mit dem Zentrum, das die assistierte reproduktive Technik durchgeführt hat, bei dem geringsten Verdacht auf eine Komplikation gesucht werden.
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Bauer, O., Diedrich, K. Komplikationen der assistierten Reproduktion. Gynäkologe 29, 464–473 (1996). https://doi.org/10.1007/s001290050035
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001290050035