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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

dieses Themenheft hat den Schwerpunkt „Kinder- und Jugendgynäkologie“. Erste Assoziationen zu diesem Thema sind Blutungsstörungen, zu frühe oder zu späte Pubertät, Teenagerschwangerschaften, sexuell übertragbare Erkrankungen oder Beschwerden im Rahmen hormoneller Auffälligkeiten.

Wir haben versucht, für diese Ausgabe die wichtige Interdisziplinarität darzustellen und deshalb auch Raritäten innerhalb des Gebietes Kinder- und Jugendgynäkologie gewählt und Wissen hierzu praxisnah für Sie zusammengetragen. Manche Fragestellungen sind im Alltag zwar selten, aber doch begegnen sie uns gelegentlich oder wir nehmen sie vielleicht bisher mangels entsprechenden Basiswissens nicht wahr.

Wer denkt an eine Doppelvagina mit einseitigem Verschluss, wenn sich ein Mädchen mit rezidivierenden Menstruationsbeschwerden vorstellt? Oder wer wird hellhörig in Bezug auf genitale Fehlbildungen, wenn die Mutter eines Mädchens von einer fehlenden Niere spricht? Wie gehen wir um mit Eierstockzysten in verschiedenen Altersphasen? Wie oft greifen wir zu einem Kontrazeptivum in der Hoffnung, dass sich das Problem darunter löst – doch ist dies überhaupt eine geeignete Therapie? Wann benötige ich welche Untersuchungstechniken? Der Ultraschall des inneren Genitals wird im Kindesalter und meist auch in der Adoleszenz von abdominal durchgeführt. Auch dies bedarf eines Basiswissens, um die Entwicklungsphasen des Uterus korrekt einzuordnen und erfordert anfangs sicherlich Übung, um das zu sehen, was wir sehen sollten.

Mädchen mit Ausfluss, Brennen oder Juckreiz des äußeren Genitals stellen uns in der Praxis so häufig vor Fragen – Ist es eine Entzündung, ist der Juckreiz nur Nervosität oder steckt vielleicht eine Hautkrankheit dahinter? Brauche ich einen bakteriellen Abstrich und wie entnehme ich diesen? Und wenn Ihnen das Kleinkind mit blutenden genitalen Rhagaden vorgestellt wird – Ist es sexueller Missbrauch oder vielleicht doch eher ein Lichen sclerosus?

Besonders für alle Kliniker haben wir ein ganz spezielles Thema ausgewählt: Die Blasenekstrophie bei Mädchen und Frauen. Besonders im Zeitalter der Zentralisierung, in dem uns zunehmend mehr Raritäten begegnen, da sich die Patientinnen auf weniger Krankenhäuser verteilen werden, sind wir auch damit häufiger konfrontiert. Während im Kindesalter bei diesen Patientinnen die Harnkontinenz im Fokus steht, rücken mit Einsetzen der Pubertät zunehmend Fragen um Partnerschaft, Sexualität und Kinderwunsch in den Vordergrund. Welche gynäkologischen Probleme kann eine Blasenaugmentation bergen? Wie eine Entbindung planen bei einer Frau mit Blasenekstrophie?

Mädchen mit Ausfluss, Brennen oder Juckreiz des äußeren Genitals stellen uns in der Praxis häufig vor Fragen

Unsere Übersichtsartikel widmen sich diesen besonderen Themen, die sich teilweise sehr selten, teilweise aber auch öfter als gedacht in unserem Krankengut finden lassen. Um Ihnen Basiswissen, Kompetenz und Behandlungsoptionen aufzuzeigen, haben namhafte interdisziplinäre ExpertInnen in 4 thematischen Arbeiten das aktuelle Wissen zu kinder- und jugendgynäkologischen Besonderheiten zusammengetragen.

Wir wünschen Ihnen viel Freude und Wissenszugewinn bei der Lektüre und natürlich viel Freude bei der Betreuung von Mädchen mit kinder- und jugendgynäkologischen Fragestellungen.

Ihre HerausgeberInnen

Prof. Dr. Patricia Oppelt

Prof. Dr. Wolfgang Rösch

Univ.-Prof. Dr. Angela Köninger