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Der Begriff Metabolismus auch synonym Stoffwechsel bezeichnet im biomedizinischen Gebrauch die „Gesamtheit aller lebensnotwendigen chemischen Reaktionen im Körper“ [1]. Unter dem Begriff Metabolom werden alle Stoffwechselbestandteile erfasst. Durch komplexe Analytik (Metabolomics) lassen sich anhand bekannter Muster und erfasster Veränderungen dabei Rückschlüsse auf zugrunde liegende regulatorische Einflüsse ziehen und Krankheitszustände erkennen (siehe auch [2]) – ein spannender Ausblick auch für die zukünftige Diagnostik und Therapiefindung in sehr vielen medizinischen Fächern. Der enge wechselseitige Einfluss von Hormonen und Metabolismus ist bereits lange bekannt: Hormone beeinflussen Stoffwechselprozesse auf vielfältigen Ebenen und einige endokrine Krankheitsbilder sind im eigentlichen Sinne metabolische Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus). Gleichzeitig sind zahlreiche Stoffwechselprodukte auch hormonelle Botenstoffe oder beeinflussen hormonelle Signalwege. Wo begegnen uns diese Zusammenhänge in der alltäglichen Praxis? In diesem Heft wollen wir auf unterschiedliche sehr präsente Aspekte dieser Schnittstellen von Metabolismus und Hormonen bei unseren Patientinnen eingehen.

Seit vielen Jahrzehnten ist uns das metabolische Syndrom als Kombination aus Adipositas und dem damit assoziierten Auftreten von Fett- und Glukosestoffwechselstörungen sowie arterieller Hypertonie geläufig. Wie nie zuvor entwickelt sich jedoch aktuell die Prävalenz dieser Erkrankungen in den westlichen Gesellschaften mit großer Dynamik zu immer höheren Zahlen und trägt zum großen Teil zu Morbiditäts- und Mortalitätsrisiken auch in der Gynäkologie und Geburtshilfe bei. In seinem Beitrag „Metabolisches Syndrom – warum es uns so schwer fällt abzunehmen“ führt Martin Merkel aus heutiger internistisch-endokrinologischer Sicht in die pathophysiologischen Zusammenhänge ein. Besonders werden die Rolle des viszeralen Fettgewebes mit Adipokinen und sonstigen Mediatoren in diesem Krankheitsprozess hervorgehoben und bereits bekannte sowie neuere therapeutische Optionen aufgezeigt. Warum auch gynäkologische Tumorerkrankungen nicht nur überwiegend hormonabhängig, sondern auch gleichzeitig durch den Metabolismus in ihrer Entstehung und ihrem Verlauf beeinflusst sind, erläutert G. Emons in seinem Beitrag „Metabolismus und gynäkologische Krebserkrankungen“. Durch therapeutische Einflussnahme in Form von Lebensstilmodifikation und Ernährungsumstellung lassen sich hier messbare Effekte auf den Verlauf der Erkrankungen erzielen. Einen erweiterten Blick eröffnen uns Christoph Keck und Wolfgang R. Heizmann mit der Einbeziehung des Mikrobioms und seines Beitrags zu metabolischen Veränderungen für die Pathophysiologie des Syndroms polyzystischer Ovarien (PCOS) als häufigstes gynäkologisch-endokrines Krankheitsbild. Dies basiert auf der Erkenntnis, dass die Anzahl bakterieller Zellen gegenüber humanen Zellen im menschlichen Körper überwiegt und beispielsweise die Zusammensetzung der Darmflora relevante Auswirkungen auf den Energie- und Hormonstoffwechsel hat. Wie wir als Frauenärzte wiederum zur hormonellen Kontrazeption bei Stoffwechselerkrankungen beraten können, erläutert Sabine Segerer in ihrem Beitrag zur „Hormonellen Kontrazeption bei Diabetes mellitus, Lipidstoffwechselstörungen und Lebererkrankungen“.

Wir wünschen viel Freude beim Lesen des Hefts und einige neue Erkenntnisse für die tägliche Arbeit sowie Ausblicke auch auf zukünftige Therapieansätze!

B. Sonntag

G. Emons