Zusammenfassung
Die körperlichen Umstrukturierungsprozesse in der Pubertät aktivieren auch heute noch Reaktionen wie Sorge, Selbstzweifel, Ängstlichkeit und Schüchternheit, und die nervösen Irritationen des sexuellen Erwachens sind nach wie vor mit vielen Unsicherheiten und Schamgefühlen verbunden. Die psychosexuelle Aufarbeitung der pubertären Veränderungen bedürfte eines Schonraums von ein paar Jahren für die psychosoziale Reorganisation, das wird Jugendlichen aber nicht mehr zugestanden. Ganz generell sind Menschen in Umbruchphasen im Leben aber in hohem Maße aufgeschlossen für Informationen, welche die inneren wie äußeren Veränderungen erklärbar, strukturierbar und vorhersehbar machen und die ein Mehr an Bewältigungskompetenz versprechen. Das gilt in besonderem Maße für Jugendliche in der Pubertät, denen heute durch den körperlichen Frühstart eine seelische Aufholjagd abverlangt wird. Hier setzt die ärztliche Prävention durch Aufklärung und Sexualerziehung an. Mit dem präventiven Angebot einer eigenen Mädchensprechstunde können Frauenärztinnen und Frauenärzte Mädchen unterstützen im Sinne von weiblichem Empowerment, bevor diese selber maladaptive Lösungswege (z. B. eine Essstörung) für sich entdecken.
Abstract
The physical restructuring processes in puberty activate even now reactions, such as worry, self-doubt, anxiety and shyness. The nervous irritations of sexual awakening are still associated with many uncertainties and feelings of shame. The psychosexual processing of pubertal changes requires a period of grace of a few years for the psychosocial reorganization but that is no longer conceded to adolescents. In general, people in periods of upheaval in life are extremely receptive for information that makes the internal and also external alterations explainable, structurable and predictable and promises an increase in coping competence. This is particularly true for adolescents in puberty, in whom nowadays a mental catching up is demanded due to the physical jump start. Medical prevention is initiated here by clarification and sexual education. With the preventive offer of a personal consultation for young girls, gynecologists can support young girls in the sense of female empowerment before they discover maladaptive solutions (e.g. eating disorders) for themselves.
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Für diesen Beitrag wurden von der Autorin keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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Gisela Gille, Lüneburg
Katrin Schaudig, Hamburg
Anneliese Schwenkhagen, Hamburg
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Gille, G. Warum es toll ist, ein Mädchen zu sein!. Gynäkologe 54, 616–625 (2021). https://doi.org/10.1007/s00129-021-04847-9
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