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Egal, aus welchem Grund ein junges Mädchen die gynäkologische Praxis aufsucht: Immer bietet sich im Hinblick auf die Mädchengesundheit ein eindrucksvolles Angebot zur Prävention. Frauenärztinnen und Frauenärzte gelten als präferierte Personen der Wissensvermittlung gynäkologischer Zusammenhänge, die positiv in die sich entwickelnde weibliche Identität integriert sein wollen, wenn heranwachsende Mädchen Wertschätzung für die faszinierenden Abläufe in ihrem Körper erwerben sollen, um auf dieser Basis den eigenen Körper dann auch schützen zu können.

Primäre Prävention ist aber nicht nur eine zutiefst frauenärztliche Aufgabe, sondern alle Themen dieses Heftes stehen zudem im Zentrum des Interesses junger Mädchen. Die ersten Erfahrungen mit dem sich verändernden Körper sind zunächst einzelne, individuelle Erfahrungen, die von Einzelerlebnissen geprägt sind und für die es keine Basis für konkrete Fragestellungen gibt.

G. Gille zeigt in ihrem Beitrag „Warum es toll ist, ein Mädchen zu sein! Den eigenen Körper schätzen und schützen lernen“, wie ärztliche Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Verschwiegenheit genutzt werden können, um jungen Mädchen zu fundiertem weiblichen Körperwissen und damit zu einem ganzheitlichen Verständnis von Mädchengesundheit verhelfen zu können.

Der Vergleich mit Gleichaltrigen muss in der Pubertät nicht zuletzt deshalb verwirrend sein, weil der zeitliche Ablauf der normalen Pubertätsentwicklung interindividuell stark variieren kann und immer wieder die Frage im Raum steht, ob das alles normal sei, was ein junges Mädchen an sich beobachtet. In ihrem Beitrag „Pubertät – Normalität, Normvarianten und Abweichungen“ erläutert E.M. Nitsche, wie Normvarianten sicher erkannt und von pathologischen Veränderungen unterschieden werden können, wie Pubertätsstörungen differenzialdiagnostisch abgeklärt werden können und wann interdisziplinärer Betreuungsbedarf besteht.

Während eine regelmäßige und schmerzlose Blutung ein Zeichen allgemeiner Gesundheit ist, haben Menstruationsbeschwerden, die zu starken körperlichen, sozialen und psychischen Einschränkungen führen, Krankheitswert. Regelbeschwerden sind auch bei jungen Mädchen weder banal noch selten. Doch trotz teils erheblicher Einschränkungen werden sie oft nicht ernst genommen, obwohl sie meist gut behandelbar sind. In ihrem Beitrag „Blutungsstörungen, Dysmenorrhö und Endometriose im Jugendalter“ widmen sich J. Bartley und I. Voss-Heine einem Thema, das der häufigste Anlass junger Mädchen für den ersten Frauenarztbesuch ist.

Regelbeschwerden junger Mädchen werden trotz teils erheblicher Einschränkungen oft nicht erst genommen

Trotz einer vermeintlichen Omnipräsenz des Themas Sexualität werden Jugendliche in unserer Gesellschaft immer noch mit sehr wenigen sexuellen Kompetenzen ausgestattet. Die Folge davon ist, dass gesellschaftliche Vorgaben und mediale Darstellungen nicht reflektiert werden können und mitunter zu großen Irritationen führen. Diese können, ohne Klärung, in weiterer Folge sexuelle Problematiken hervorrufen. B. Weidinger hebt in ihrem Beitrag „Mit jungen Mädchen über Sexualität sprechen“ darauf ab, Gynäkologinnen und Gynäkologen die notwendige innere Haltung und Einstellung zu erläutern, die für eine gelingende sexualpädagogische Gesprächsführung unerlässlich sind.

Die Beschäftigung mit der Ernährung und die Einhaltung vegetarischer oder veganer Ernährungsvorschriften haben in den letzten Jahren enorm an Zulauf gewonnen. Bei allen restriktiven Ernährungsformen ist es zur Sicherstellung der ausreichenden Nährstoffversorgung wichtig, sich gut auszukennen und um alternative Lebensmittelquellen zu wissen. Im Beitrag von B. Dörr „Vegetarische/vegane Ernährungstrends bei jungen Mädchen – was sind die Risiken?“ werden Beispiele für Auswirkungen einer unzureichenden Nährstoffversorgung bei Mädchen vorgestellt. Daneben sollte auch der Aspekt berücksichtigt werden, dass sich hinter bestimmten Ernährungsweisen eine gesellschaftlich akzeptierte Form einer Essstörung verbergen kann.

D. Heinemeier, M. Terhardt und C. Betsch setzen sich in ihrem Beitrag „Impfverhalten psychologisch erklären und verändern am Beispiel der HPV-Impfung“ mit den Motiven für die Impfmüdigkeit, d. h. für das Verzögern, Auslassen oder Ablehnen wichtiger Impfungen trotz ihrer Verfügbarkeit am Beispiel der HPV(humane Papillomviren)-Impfung auseinander. Bei dieser sind die Impfquoten im Vergleich zu anderen Kinderimpfungen geringer; lediglich 43 % der 15-jährigen Mädchen haben eine vollständige HPV-Immunisierung mit 2 Dosen abgeschlossen. Eine Elimination des Gebärmutterhalskrebses bis zum Ende des Jahrhunderts wäre theoretisch möglich, und globale Strategien existieren, um dieses Ziel zu erreichen – dafür bräuchte es aber unter anderem deutlich höhere Impfquoten. Im Beitrag wird der Fokus darauf gelegt, welche psychologischen Faktoren die HPV-Impfung begünstigen oder ihr im Weg stehen und was Ärztinnen und Ärzte tun können, um die Impfmotivation zu steigern.

Sich bewusst und im umfassenden Sinne als Hausärztin, als Hausarzt von Mädchen und jungen Frauen zu positionieren, ist eine zutiefst frauenärztliche Aufgabe. Dass dieses Themenheft dazu beitragen möge, wünschen sich

Dr. Gisela Gille

Dr. Katrin Schaudig

Dr. Anneliese Schwenkhagen