Plötzlich ist Prof. Alfons Staudach nicht mehr da.

Als mich Alf Staudach anlässlich des Ultraschall-Dreiländertreffens in Graz 1981 fragte, ob ich als Referent zu seinen Ultraschallkursen in Bad Gastein im Frühjahr 1982 kommen wolle, kannte ich Ihn bereits als sehr interessierten Teilnehmer und Diskutanten von DGGG/DGP- Und DEGUM-Tagungen. Er überredete mich zu Vorträgen, stellte mich wieder auf die Skier, von denen ich 16 Jahre abstinent gewesen war, und brachte mir die Freude an der Verbindung wissenschaftlicher ernsthafter Fortbildung mit der Freude an den Bergen bei.

Ich lernte ihn schnell als fachlich und auch vor allem menschlich höchst kompetenten Menschen schätzen. Wir wurden enge Freunde.

Obwohl seine klinische geburtshilfliche und operative Tätigkeit als leitender Oberarzt einer großen städtischen Klinik – er war ein exzellenter Operateur – schon alles von ihm verlangte, arbeitete er zusätzlich, manchmal Tag und Nacht ohne Pause in der Klinik, an der wissenschaftlichen Analyse vor allem hirnanatomischer Schnitte von abortierten Feten im Vergleich zu sonographischen Schnittbildern. Dabei kam ihm seine frühere Tätigkeit an der Anatomie der Universität Graz zugute. Die dort erarbeitete Vertiefung des plastischen Vorstellungsvermögens zur vollständigen Erfassung der makroskopisch-anatomischen Strukturen ermöglich ihm die rasche Einarbeitung in die Ultraschallschnittbildtechnik, die im Lehrbuch „Fetale Anatomie im Ultraschall“ mündete, sowie Publikationen zur „Facial Anatomy of the Fetus“ mit internationalen Koryphäen, wie P. Jeanty, R. Romero und J. Hobbins. Er habilitierte mit dem Thema als Externer, was schwer genug war.

Manfred Hansmann, der immer fundierte Qualität zu schätzen wusste und auch begeisterter Referent der „Schillerhof“-Fortbildungen war, die übrigens speziell für Teilnehmer nichtuniversitärer Kliniken zugänglich waren, lud ihn schnell ein, an unserem gemeinsamen Lehrbuch „Ultraschalldiagnostik in Gynäkologie und Geburtshilfe“ im Springer-Verlag 1985 als Herausgeber und Autor mitzuarbeiten. Das war ein kluger Schachzug, denn die enorme Antriebskraft von Alf Staudach brachte den extrem akribisch, aber auch zögerlich arbeitenden Manfred Hansmann in Schwung und führte zur schnelleren Vollendung von Kapiteln.

Der Erfolg des Buches war auch sein Erfolg.

Er engagierte sich aber auch sehr im Gesamtfach und war ÖGGG-Präsident und international in der Fédération Internationale de Gynécologie et d’Obstétrique (FIGO) aktiv.

Alf Staudach hat sich in seinem Leben für viele Dinge interessiert. Er war als Holzfäller in Skandinavien unterwegs, arbeitete in der Anatomie, arbeitete in den USA an Abteilungen für behinderte Kinder und bekam auch dadurch Interesse für die Geburtshilfe. Er ritt mehrfach alleine durch die USA, später auch mit seinen 4 Kindern, die er immer über alles geliebt hat und für die er immer da war. Die Familie war ihm immer sehr wichtig.

Als Primarius und Professor erlebte er die Wandlung des Landeskrankenhauses Salzburg in eine Universitätsklinik, an der er sich nicht nur klinisch, sondern auch sehr für Aus- und Weiterbildung engagierte. Er und ich haben schon Mitte der 1980er-Jahre mit großer Freude zusammen in Salzburg und Hamburg Ausbildungsvideos für Ultraschalldiagnostik erstellt, die weite Verbreitung fanden.

Ein besonderes Bedürfnis war ihm die Hebammenausbildung an der Fachhochschule Salzburg, der größten Hebammenschule Österreichs. Es sah qualifizierte Hebammen in der Geburtshilfe durchaus auf der Stufe mit den Ärzten und Ärztinnen.

Die Hebammen haben ihn sehr verehrt, was sich in einem Nachruf manifestiert.

Er war für sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur ein fachliches Vorbild in der gesamten Gynäkologie und Geburtshilfe, sondern auch ein warmherziger und menschlicher Partner.

Mir tut es weh, ihn in den letzten Jahren nicht häufiger getroffen zu haben.

Ich bin sehr traurig darüber, einen außergewöhnlichen Freund verloren zu haben.

Prof. Dr. B.-Joachim Hackelöer