Liebe Kolleginnen und Kollegen,

beim Thema „Krebs und Schwangerschaft“ liegen Glück und Verzweiflung nahe beieinander: Auf der einen Seite die Freude über ein heranwachsendes Leben, das im Kontext einer malignen Erkrankung als besonderes Wunder häufig besonders bewusst wahrgenommen wird – eben das größte Glück, das einem gerade in dunklen Tagen widerfahren kann. Auf der anderen Seite steht die Verzweiflung über eine Erkrankung, die sich niemand wünscht, die aber gerade in Verbindung mit einer Schwangerschaft als besonders bedrohlich wahrgenommen wird. Neben der Unsicherheit über das eigene Schicksal ist die Sorge um das Kind im Mutterleib und dessen Zukunft bei vielen Schwangeren und ihren Partnern besonders präsent. Fragen, wie „Schädigt die Therapie mein Kind?“, „Werde ich es schaffen, neben der Krebserkrankung für mein Kind zu sorgen?“ und „Wie lange werde ich mein Kind überhaupt beim Großwerden begleiten dürfen?“, lassen den Betroffenen nicht selten keine Ruhe und können eine quälende Herausforderung im Umgang mit der Erkrankung sein.

In dieser Ausgabe von Der Gynäkologe fassen die Autorinnen Seiler und Loibl den aktuellen Stand zur Diagnostik und Therapie des schwangerschaftsassoziierten Mammakarzinoms zusammen – mit der guten Nachricht, dass die Mehrheit auch dieser Mammakarzinompatientinnen heute dauerhaft geheilt werden kann und dass in der Regel kein medizinischer Grund für einen Schwangerschaftsabbruch oder eine frühzeitige Entbindung besteht. Die Kollegin Hancke erinnert an die breite Palette von Möglichkeiten, die Fertilität von Patientinnen auch in Kontext einer Krebsbehandlungen zu erhalten und den Betroffenen so die Chance auf eine spätere Schwangerschaft zu geben – ein Wissen, das bereits ganz am Anfang der Behandlung wichtig ist.

Ein für Gynäkologinnen und Gynäkologen meist nur wenig verfügbares Wissen sind die besonderen Aspekte zu anästhesiologischen Verfahren während der Schwangerschaft, die Herr Fröba in seinem Beitrag vermittelt. Einem starken Wandel unterliegt der Umgang mit Zervixdysplasien und -karzinomen, insbesondere auch im Zusammenhang mit einer vorliegenden oder einer geplanten Schwangerschaft, wie Kollege Bauer in seinem Beitrag referiert. Bauer gibt in diesem Heft einen Überblick über die bunte, manchmal unübersichtliche Palette der gestationsbedingten Trophoblasttumoren.

Auch wenn Krebserkrankungen während und direkt nach der Schwangerschaft insgesamt selten sind, die Herausforderung ist eine besondere, und unsere Verantwortung für die bestmögliche Betreuung und Therapie im Sinne beider Leben ist besonders hoch. Wir hoffen, mit diesem Themenheft einen kleinen Beitrag zu leisten, der hohen Verantwortung gerecht zu werden, und wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre.

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W. Jonat

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W. Janni